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Friedrich Forssman Dank und Nachweise |
Die Villenkolonie MulangInhalt dieser Seite
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Lage, Anfänge, ÜberblickDas Gebiet der Villenkolonie Mulang ist klar begrenzt: auf dem Luftbild von 2005 erkennt man rechts oben den Schloßteich, den »Lac« im Park Wilhelmshöhe und das Schloß. Das Parkgelände begrenzt die Kolonie damit im Norden und Westen. Im Süden und Osten, auf dem Foto unten und links, liegen Landschafts-Schutzgebiete, die als hellbraune Wiesen mit dunkelbraunen Baumstreifen erscheinen. Ihren Namen hat die Villenkolonie vom »chinesischen« Parkdorf Mou-lang (siehe das Kapitel »Chinesisches Dorf«). Die Villenkolonie heißt nicht »der Mulang«, sondern einfach »Mulang« (worauf auf Wunsch Karl-Hermann Wegners, des überaus kenntnis- und verdienstreichen Gründers und Direktors i.R. des Kasseler Stadtmuseums, gerne hingewiesen wird). Das erste Landhaus auf dem Gebiet der späteren Kolonie wurde etwa 1867 erbaut: die Villa von Sanitätsrat Dr.Schmidt, dem ehemaligen kurfüstlichen Leibarzt. Sie lag am oberen Ende der heutigen Mulangstraße. Ebenfalls noch vor Gründung der Villenkolonie entstanden das Landhaus von Julius Siebert, ca.1877, an der Mulangstraße im Siebertweg, heute Siebertweg 1, und das Haus von Koloniegründer Schmidtmanns »Vetter Louis Hochapfel«, heute Kurhausstraße 1.
Die Hauptphasen von Aufbau und Ausbau der Kolonie (teils
mit fließenden Übergängen): – Krise in den 20ern und 30ern: Durch eine Reichensteuer waren viele Villen als solche nicht mehr haltbar (daher auch der Abriß der prächtigen Henschelvilla auf dem Kasseler Weinberg, hier klicken für einen HNA-Artikel). Die Villen wurden in Wohnungen aufgeteilt, als Pensionen oder Töchterheime verwendet – oder abgerissen, siehe etwa Steinhöferstraße 15. In den Zwischenkriegs-Jahren hielt auch die Moderne Einzug, 1925 bis 1940. Es
entstanden schlichte, von Werkbund- und Bauhaus-Gedanken beeinflußte
Bauten: entlang der Brabanter Straße, in der Hugo-Preuß-Straße
und auf vielen Grundstücken, die durch Generationenwechsel
oder Geldmangel nicht mehr so großzügig bleiben konnten
oder sollten. Beispiel: Schloßteichstraße 4 (auf dem Grundstück der Villa Mummy/Piepmeyer, Kurhausstraße 13), ein trefflich
durchgestalteter und erhaltener Villenbau der Kasseler Architekten
Catta und Groth samt erhaltenem Garten von Harry Masz. Weitere Beispiele: die Häuser der Architekten Baecker und Sirrenberg (die teils noch in den 2000er Jahren abgerissen wurden). |
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Vier frühe Texte zur Villenkolonie Mulang* * * Der vollständige Text findet sich auf der Seite »Kurort Wilhelmshöhe« im letzten Teilkapitel: hier ein direkter Link. * * * Aus den »Erinnerungsbildern« des
Kolonie-Gründers Heinrich Schmidtmann, 1907: Das Kapitel zu Heinrich Schmidtmann: hier klicken. * * * Aus der »Geschichte der Wilhelmshöhe«
von Paul Heidelbach, 1909: * * * Vortrag über die Kolonie und ihre technische
Entwicklung von Gustav Henkel, 1914: Dieser Vortrag hat ein eigenes Kapitel bekommen: für den vollständigen Text bitte hier klicken. * * * ... und ein Text-Auszug aus: Oskar Bie, Reise um die Kunst, Erich Reiß Verlag, Berlin 1910, S.92: * * * Empfehlenswert sind auch die Teile »Einleitung« und »Gesamtanlage« im Kapitel »Villenkolonie Mulang« in: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Brigitte Warlich-Schenk (Hg.): Kulturdenkmäler in Hessen, Stadt Kassel III, Stuttgart 2008, S.170–432.*17 |
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Die Villenkolonie in Panorama-AufnahmenBevor die Straßen einzeln aufgeführt werden, sollen einige Gesamtaufnahmen einen Eindruck von Lage und Entwicklung der Kolonie geben. |
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• Die obere Photographie von etwa 1900 wurde von einem hohen Haus unweit des Bahnhofes Wilhelmshöhe über die Bebauung südlich der Wilhelmshöher Allee hinweg aufgenommen. Man sieht, wie
die Villenkolonie in unmittelbarer Nähe des Parks liegt, noch
getrennt vom Stadtteil Wilhelmshöhe und dem rechts der Wilhelmshöher
Allee liegenden Dorf Wahlershausen.
• Mitte: Ca. 1900, Blick von der Christuskirche zur Villenkolonie. Ganz rechts unter dem Schloß Wilhelmshöhe die Kaltwasser-Heilanstalt Dr.Greveler (heute Ayurveda-Klinik). Auffällig ist der hineinmontierte Hinweis auf die Palmenbad-Station der Herkulesbahn (Kurhausstraße), links von der Kirche. • Unten: Die Aufnahme wurde um 1920 in Richtung Wahlershausen gemacht. Wir blicken auf den Tunnel unter der Eisenbahnstrecke und in die Lange Straße. Der Bahnhof Wilhelmshöhe liegt weiter links. Unterhalb des Schlosses die Giebel der damaligen Bürgerschule und heutigen Reformschule. |
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![]() 1900: Blick vom Rammelsberg auf Park und Kolonie.*MA |
Eine Montage aus zwei Postkarten. Der Standpunkt beider Aufnahmen ist identisch: der westliche Zipfel des Rammelsbergs. Der Turm auf dem Gebiet des inzwischen erweiterten Straßenbahn-Betriebshofes steht immer noch, seit einem Brand 1948 aber ohne Dach. Auch das Gebäude ganz rechts hat überlebt. Damals war es das »Hotel und Pension Schombardt« am Rammelsberg (siehe die entsprechenden Unterkapitel im Kapitel »Stadtteil Wilhelmshöhe«), heute ist es in einen häßlichen Baukomplex integriert. Unterhalb des Schlosses erkennt man das Gebäude der Endhaltestelle der Linie 1. |
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Das Bild von 1890 zeigt die Kolonie von einem Aufnahmeort, der für viele Panorama-Aufnahmen jener Zeit gewählt wurde, nämlich vom Turm der Christuskirche aus. Deutlich sind im Vordergrund die beiden mächtigen Gebäude des Pensionshauses Wilhelmshöhe (Wigandstraße 5, Mitte rechts) und der Klinik Dr.Greveler (Wigandstraße 1–3, ganz rechts) zu sehen. Die anderen Häuser von links nach rechts: Burgfeldstraße 11, 9, 7, Schloßteichstraße 3 (mit Türmchen und Säulenbalkon), Burgfeldstraße 5, 4, 3, 2, 1. |
![]() 1905, Blick von Süden, über die Brabanter Straße.*MA |
Auf dem Bild in der Mitte prominent die Villa Mummy (das spätere Kurhaus, Kurhausstraße 13, nicht erhalten) und ihre Nebengebäude an der Ecke Kurhausstraße / Brabanter Straße. Die Brabanter Straße verläuft schräg den Hügel hinauf. Das eingerüstete Haus etwas rechts der Bildmitte ist das Haus Burgfeldstraße 19 an der Ecke Brabanter Straße. |
![]() 1905.*MA ![]() 1910.*MA ![]() 1910.*3 ![]() 1915: Der Druselbach-Grünzug von Osten.*14 |
1905, zweimal 1910, 1915: Die Panoramabilder zeigen, daß die Kolonie rasch grüner wurde. Der Druselbach-Grünzug, über den hinweg die Bilder aufgenommen sind, wurde nicht bebaut, sondern diente als natürliche Begrenzung der Kolonie. Diese wichtige Funktion hat er heute auch noch (siehe die Luftaufnahme am Anfang dieses Kapitels), aber er ist durch Bebauungsdruck gefährdet. So ist das Areal links unten im Bild von 1915, auf dem Kleingärten zu erahnen sind, heute, im Jahr 2003, gerodet und zur Bebauung mit unpassenden Häusern freigegeben – gegen den Widerstand des Ortsbeirates. (Inzwischen, 2020, stehen diese Häuser. Und sind erstaunlich häßlich.) Die oberste Freifläche, diejenige zwischen Kurhausstraße und Brabanter Straße, wurde schon vor Jahren zu Bebauungszwecken aus dem Landschaftsschutz herausgenommen (noch ist aber nichts geschehen; möge dies so bleiben). Weitere Panorama-Aufnahmen von Mulang: siehe auch weiter unten im Unterkapitel »Brabanter Straße«. |
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... und in »Woerl’s Reisehandbücher. Illustrirter Führer durch Cassel mit Wilhelmshöhe«, 11. Auflage von ca.1905, steht: »Bäder in Wilhelmshöhe. Palmenbad, Rasenallee | Badeanstalt am Druselbach, Schwimmbäder und warme Bäder«.*MA |
Straßennamen und HausnummernAlle Villenkolonie-Häuser hießen bis ca.1895 nur
»Villen-Colonie xxx«, nach der Parzellen-Nummer zwischen 130 und 150: Die heutige
Schloßteichstraße 3 war z.B. »Villen-Colonie 134« (heute
noch auf dem Schlußstein über der Haustüre zu lesen), das Sanatorium
Greveler in der Wigandstraße 1 war »Villen-Colonie 134 1/4«. 1895 bekamen die Straßen der Kolonie Namen, aber die alten Nummern blieben vorerst bestehen: Die heutige Schloßteichstraße 3 hieß so z.B. »Parkstraße 134«. 1906 wurden die Straßen größtenteils in der heute noch gültigen Weise neu benannt und numeriert, nur die Rasenallee wurde in den 1930er Jahren zur Kurhausstraße und die Fürstenstraße nach dem Krieg zur Hugo-Preuß-Straße. Bei den folgenden Unterkapiteln zu den einzelnen Straßen sind zu Beginn alle bekannten Namensänderungen aufgeführt; bei allen Häusern ist, wo ermittelt, die erste Adresse kursiv angegeben.
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MulangstraßeSie liegt in ihrer ganzen Länge im Schloßpark Wilhelmshöhe und wurde als Park-Chaussee des Bergparks Wilhelmshöhe 1790 angelegt. Wilhelmshöher Allee bis zum Anthoniweg. Benannt nach dem »Chinesischen Dorf« Mou-lang im Park. Die heutige Numerierung lautet »Mulang 1« bis »Mulang 13«, beginnend mit dem »Aufseherhaus« an der Einmündung in die Wilhelmshöher Allee. Die älteren, mindestens bis in die 1960er Jahre geltenden Numerierungen werden in Klammern und kursiv gegeben. Alle historischen Häuser an der Mulangstraße gehören zum chinoisen Parkdorf »Mou-lang« – siehe das Kapitel »Chinesisches Dorf«; im vorliegenden Unterkapitel aber geht es um die Villenkolonie-Zeit der Häuschen. * * * Aus dem »Touristen-Führer für die Umgebung von Cassel, herausgegeben von C. Oberbeck, Conservator des Gewerbe-Museums zu Kassel, Cassel 1882«, S.26f.: »Eine Eigenthümlichkeit sei hier noch erwähnt, die auf ›M o u l a n g‹ kennen zu lernen wir nicht versäumen wollen. [...] Hier suchen die Familien ihre Erfrischung beim Kaffee, den sie nach dem Bestimmungen der Hausfrauen kochen lassen und dessen Ingredienzien sie von Hause mitgebracht haben. Die Bewohner der umliegenden kleinen Häuser liefern gegen eine kleine Entschädigung Feuer, Milch, Geschirr etc.; Zucker, Kuchen und Butterbrod und was sonst nothwendig ist, bringt Jedes selbst mit. Auf Wunsch wird auch Alles von den Leuten dort geliefert u. man erhält dann meistens einen guten Kaffee, freilich nicht zu mäßigem Preise. Wohlfeiler und bedeutend angenehmer ist es, wenn Mutter selbst den braunen Trank der Levante bereitet, oder nach ihren Angaben bereiten läßt, während die übrige Familie unter dem schattigen Dache der Bäume sitzt, die Kinder sich fröhlich im Grase tummeln und wälzen, wozu ihnen hier Raum genug geboten ist. Ein echtes, fröhliches Waldleben entwickelt sich hier, das mitunter einem kleinen Volksfeste gleicht.« – Zum Kaffeekochen in Mulang siehe auch den Zitat-Text im folgenden Abschnitt zum Mulang-Friedhof. |
Mulang-Friedhof |
Der Mulang-Friedhof liegt gegenüber den Häusern Schloßteichstraße 1 und Schloßteichstraße 3. Geschichtliches im Kapitel »Chinesisches Dorf«, Unterkapitel: »Mou-lang und seine Gebäude heute«. Im Mulang-Archiv vorhanden: |
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* * * Von Peter Neumann zugesandte Bilder (siehe den langen Bericht in der rechten Spalte):
* * * Bilder der Pagode aus den 30er Jahren: * * *
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Mulang Nr.2, »Bagatelle« (Nr.8 1/2)
Herr Peter Neumann schickt zu meiner großen Freude Fotos aus der Zeit von 1900 bis 1930 und einen Bericht vom Leben in der Bagatelle in den 1930er Jahren: »Meine Großeltern [Martha und Georg] Neumann lebten in einem Haus aus dem späten 18. Jahrhundert am Rande des Parks Wilhelmshöhe [...]. Das meinem Großvater als Garten-Obergehilfen 1897 von der Königlichen Gartenverwaltung als Dienstwohnung zugewiesene Haus Moulang 8 1/2 wurde ›Bagatelle‹ genannt, ihm war eine Stallung und Milchkammer zugeordnet. Ursprünglich hatte 1787-91 Baudirektor Jussow während der von ihm zu beaufsichtigenden Erweiterung des Schlosses dort gewohnt. Später diente es dem Landgrafen als Raststätte, 1826 wurde die Schweizerei dorthin verlegt, die Gebäude ringsum deshalb für Viehhaltung und Meierei hergerichtet. Vorgänger von Georg Neumann (1859-1928) war der Obergärtner Carl Sennholz (1831-1897) gewesen, dessen Rang er erst 1919 erhielt. 1924 wurde er nach 40 Dienstjahren in den Ruhestand versetzt, konnte aber als Mieter in diesem Hause verbleiben. Zwischen 1900 und 1915 betrieb seine Frau als Nebenerwerb eine Kaffee-Aufschütt-Wirtschaft, vielleicht vorübergehend noch in den zwanziger Jahren. Sie wird sich nur an den Sonn- und Feiertagen gelohnt haben. Die ehemalige Milchkammer, ein würfelförmiger, von einem Lichtgaden gekrönter Pavillon diente als Lagerplatz für zerkleinerte Holzscheite zum Kochen und Heizen. Seit 1903 hatten die Neumanns einen Garten am Endpunkt der Straßenbahnlinie gepachtet, ursprünglich neben Grabeland auch mit 5 Obstbäumen, 60 Beerensträuchern und einer Partie Himbeersträucher besetzt, wie der Vertrag bescheinigt. Noch vom Nachfolger erhielten wir zu Weihnachten bis in die Kriegszeit hinein ein Päckchen mit gezuckertem Quittenbrot aus Früchten dieses Grundstückes. Meine 1890 geborene Tante Aenne, die zu Hause geblieben war, starb schon Ende 1925, mein Großvater im Mai 1928, sodass ich an beide keine Erinnerung habe. Hingegen erlebte ich meine Großmutter Martha (1861-1935), Tochter des Kirchditmolder Lehrers Conrad Göbel, bei jährlichen Besuchen seit 1931 in diesem Haus an der Mulangstraße. Im September 1935 begleitete ich ihren Sarg den kurzen Weg die Straße hinab zum kleinen, schon 1817 angelegten und von einer Mauer umgebenen Friedhof für die Angehörigen der Schloss- und Gartenverwaltung an der Ecke Schlossteichstraße, wo Großvater und Tante bereits beigesetzt worden waren. Die Reise von Göttingen nach Kassel war nicht allzu weit. Im Personenzug ging es von Station zu Station über Dransfeld und Hann. Münden, dann die Fulda entlang bis zum Hauptbahnhof Kassel. Von dort aus erreichte man in einer halben Stunde mit der Linie 3 der ›Grossen Kasseler Straßenbahn‹ die Endstation Mulang dort, wo die Rasenallee (heute Kurhausstraße) auf die Mulangstraße und den Eingang zum Schlosspark traf. Die Fahrt führte über Königsplatz, Ständeplatz, Hohenzollernstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße), Kaiserplatz (heute Freiherr-vom-Stein-Straße), dann über die Wilhelmshöher Allee am Rote-Kreuz-Krankenhaus und Bahnhof Wilhelmshöhe vorbei zur Landgraf-Karl-Straße und zum Hotel ›Palmenbad‹, wo die Straßenbahn-Linie in das Druseltal abzweigte, ehe der letzte Abschnitt erreicht wurde. Die Strecke wurde um 1995 eingestellt. Vom Endpunkt waren es nur wenige Schritte zum hart an der bergwärts führenden Straße gelegenen großelterlichen Haus am Rande des Abhangs, der sich zum großen Schlossteich ›Lac‹ hin neigte. Ein zweistöckiger Pavillon-Bau, im Erdgeschoss zwei Fenster jeweils zu beiden Seiten der Eingangstür, über die sich ein klassizistisches Giebeldreieck mit dem Fenster des Obergeschosses erhob. Über drei Treppenstufen betrat man das Gebäude, stand dann in der Diele, die das Haus teilte und auf die Küche zuführte. Es roch muffig, dem Alter und feuchten Klima geschuldet. Der rechte Teil war an eine Untermieterin vergeben, sodass nur die linke Seite für das nach meinem Eindruck dunkle Wohnzimmer beansprucht wurde. Auffällig für mich war die große Wanduhr mit wohlklingendem Glockenschlag, die später eingefasst in ein modern schlichteres Gehäuse unser Göttinger Esszimmer zierte, auch das großformatige Wandbild mit dem einfarbigen Ludwig-Richter-Holzschnitt ›Nach der Arbeit ist gut ruh’n‹, eine ländliche Idylle mit einem Pfeife schmauchenden Landmann und seiner Familie in der offenen Laube seines Anwesens. Nach hinten zu schloss sich die rückwärtige Kammer an, in der Großmutter schlief und wo sich der mächtige Bauernschrank von 1871 befand, der ebenfalls in Göttingen weiterleben durfte. Neben der Kammer befand sich die Küche, von der aus man den schmalen Streifen Garten entlang der Straße betreten konnte, gegen die man durch Zaun und hohe Hecke abgeschirmt war. Im Obergeschoss befand sich in der Mitte ein Raum, den mein Vater als Arbeitszimmer genutzt hatte, worauf Schreibtisch und Büchergestell noch hinwiesen ebenso wie das an der Wand aufgehängte Schmuckblatt mit dem Porträt des letzten deutschen Kaisers, eine Schulprämie. Als ich es einmal abnahm, entdeckte ich zu meinem Schrecken auf der Rückseite krabbelnde Schaben. Zu beiden Seiten dieses Mittelteils befanden sich unter den Schrägdächern mit den seitlich angebrachten Gauben die Schlafräume für Gäste, ausgestattet mit Bett, Kommode und Waschgeschirr. Wohltuend empfand ich das weiche Wasser, angenehmer als das harte kalkhaltige Wasser in Göttingen. Am Rande des weiten Vorplatzes reckten sich zwei mächtige Nadelbäume in die Höhe, der Weg führte inmitten von Rasenflächen bergab auf die Milchkammer zu. Ein gleicher Pavillon versteckte sich etwas weiter in der Höhe, er soll in den zwanziger Jahren als Totenhäuschen für Angehörige des Gutsbezirks gedient haben. Noch ein Stückchen weiter traf man auf den Chinesischen Tempel, der verschlossen war, doch beim Blick durch das Guckloch und beim Drücken der Türklinke einen grell bemalten, grinsenden Götzen und die wie ein Bund Bananen wirkenden Flammen des Opferaltars erkennen ließen. Vom Hause aus aber hörte man das gurgelnde Rauschen des sich in den großen Teich ergießenden Wassers, sah man in der Ferne die Schemen des durch Bäume verdeckten Weißenstein-Flügels des Schlosses. Die gebändigte und geordnete Wildnis förderte das Gefühl der Einsamkeit, denn wenig Menschen sah man auf den Wegen des weitläufigen, unübersichtlichen Parks. Wir blieben in diesem engen Bereich gefangen. An der Straßenbahn-Endstelle, wo alle halbe Stunde einige Fahrgäste den Wagen verließen, befanden sich gegenüber dem Neumannschen Nutzgarten zwei Lädchen, eines für Schreibwaren und Andenken, eines für Südfrüchte und Kolonialwaren. Die ältere Frau im schwarzen Kleid, die Schäfer geheißen haben mag und wahrscheinlich eine Schwester hatte, besorgte das erstere Geschäft, sie wohnte in einem Haus auf einem Hügel hintenan. Jeden Morgen wurde von ihr der Ansichtskarten-Ständer herausgestellt. An der gegenüberliegenden Straßenecke befand sich eine Gartenwirtschaft mit draußen aufgestellten Tischen und Stühlen. In den niedrigen und gelblich verputzten alten Häusern auf der linken Seite der aufwärts führenden Straße lebten meist Angehörige der Schlossverwaltung. Unter ihnen jemand, der Aufseher und Führer im Schloss war, sich Kastellan nennen durfte. Weiter oben befand sich das Gasthaus Ledderhose [Löwenburgstraße 1], ein Name, der mich amüsierte. Was an den Beobachtungen und Eindrücken eines Fünf- bis Siebenjährigen mir haften geblieben ist, berichte ich nachfolgend, eingeordnet in die Besuchsdaten und Vermerke, die ich den Tagebüchern meiner Mutter entnehmen konnte. 25. Dezember 1931 bis 2. Januar 1932 18. bis 22. Mai 1932 20. August bis 3. September 1932 28. bis 30. Dezember 1932 3. bis 7. Juni 1933 (Pfingsten) 26. Dezember 1933 bis 2. Januar 1934 28. März bis 4. April 1934 (Ostern) 21. Juli bis 23. August 1934 17. September 1935 * * * Im Parkpflegewerk findet sich auf S.194 ein Bericht des Schloßoberinspektors Bauer vom 1.2.1945 zum Angriff vom 29.1.1945. Demnach wurde durch die Bomben die Bagatelle an diesem Tage sehr schwer getroffen. Siehe das letzte Bild in der linken Spalte. |
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Die Bilder konnte ich lange nicht zuordnen. Wieder einmal kam die Lösung von Dr.Christian Presche: »Es handelt sich (in der heutigen Zählung) um Mulangstraße 3 (die zeitweilige Saalwächter-Wohnung), bevor das Haus in den 1920er Jahren durchgreifend umgebaut und erweitert wurde. Von diesem früheren Zustand vor dem Umbau sind mir sonst kaum Bilder bekannt; bei der MHK liegen gar keine Aufnahmen vor, im Stadtmuseum gibt es zumindest ein kleines, sonst unbezeichnetes Repro-Dia (25/13/26, Mulang, Kaffeehäuschen), das anscheinend einen Ausschnitt aus der Bildvorlage der zweiten [hier: ersten] Postkarte zeigt, und die Postkarte der ›Bagetalle‹ als Café [siehe das erste Foto bei »Mulang Nr.2«] zeigt im Hintergrund rechts das Gebäude noch vor dem Umbau, angeschnitten, mit der charakterischen mittigen Dachgaube, die z.T. aber von dem Baum am rechten Bildrand verdeckt wird.« |
Ein etwas zurückgesetzt stehendes Häuschen. »Nach Holtmeyer 1797 Wirtshaus. Heutiger Baubestand jünger.«*17 |
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Die Nr.5 war »zeitweise Schule und Lehrerwohnung für die Kinder in Wilhelmshöhe.«*17 Das Haus wurde 2018–2020 aufwendig saniert. Nr.7 war »zeitweise Rinderstall«.*17 Zur Nr.5 als Schule schreibt Heidelbach (*11/324): »Der Bau [des Schloßhotels 1827] wurde noch vervollständigt durch Errichtung eines Ökonomiegebäudes [...], auch befand sich in ihm die Schule für die Kinder der Hofbeamten, die dann später in ein Häuschen an der Straße nach Mulang verlegt wurde. [Fußnote:] Die Schule in Mulang bestand bis zum 1. April 1899. Seitdem besuchen die Kinder aus dem Schloßbezirk die Schule zu Kassel-Wilhelmshöhe.« |
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Das Häuschen ist heute eine besonders originelle und liebevoll betriebene Pension – für einen Gast oder ein Paar: www.mulang-no6-kassel.de |
1795 als Schafstall errichtet, 1826 umgebaut. 2019 saniert. – Ein Umzug aus dem »Schafstall« 1956: Siehe das Sirrenberg-Album im Kapitel »Stadtteil Wilhelmshöhe«, Unterkapitel »Das Hessenviertel«.
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Aus einem Fremdenverkehrsprospekt von ca.1934: »von Eschstruth, Mulang Nr.13, 6 Betten, Pension 4.50 bis 6.– RM, ZH.«*MA – Der große, sehr gelungene Anbau hinter dem historischen Häuschen stammt wohl von 1921, Bauherrin war Frau von Eschstruth. Spätestens 1954 war auch der Anbau in Landesbesitz.
Im Mulang-Archiv vorhanden: |
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Von der Fasanerie, in der Baubestandszeichnung (siehe Mulang Nr.10) nordwestlich der Nr.10 vorhanden, ist heute nur noch die Ruine des Kellergeschosses erhalten. Im Übersichtsplan von 1956 ist sie noch so eingezeichnet, als wäre sie noch heil – aber: »Im Parkpflegewerk ist auf S.194 ein Bericht des Schloßoberinspektors Bauer vom 1.2.1945 zum Angriff vom 29.1.1945 abgedruckt. Demnach war durch die Bomben die ehem. Fasanerie abgebrannt.« (Mitteilung von Christian Presche)
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WigandstraßeIn den Adreßbüchern bis ca.1906 sowie gelegentlich auch auf Plänen »Wiegandstraße«.
Mulangstraße bis An den Eichen. Gewidmet Georg Heinrich
Wigand, 1823–1893, Buchhändler und Verleger in Kassel, Anreger
des Baus des »Pensionshauses Wilhelmshöhe« und der
ersten Straßenbahn Kassels, der Linie 1 (Hier
klicken für eine ausführliche Würdigung Wigands
durch Wolfgang Hermsdorff in seiner HNA-Reihe »Ein Blick zurück«*16).
- Von der Wigandstraße geht eine kleine Stichstraße nach
Osten: »Am Rehsprung«, nach einem Flurnamen. Offenbar war die Straße bei der Eingemeindung 1906 von Eduard Wiegand auf Georg Heinrich Wigand umgewidmet worden. |
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Wigandstraße 1–3 (Wiegand-Straße 134 1/4): Zehn Jahre nach dem Bau des Pensionshauses Wilhelmshöhe, der Nr.5 – und damit zwei Jahre vor der Keimzelle der Villenkolonie in der Burgfeldstraße –, wurde die Kaltwasser- und Luftheilanstalt Dr.Greveler erbaut. »1882 entstand die von Sanitätsrat Dr. Engelbert Greveler geleitete Kaltwasserheilanstalt (mit römischen, russischen, kohlesäurehaltigen, Kiefernnadel- und Solebädern) nach Plänen des Architekten August Rebentisch. Die Maurerarbeiten besorgte August Bertholf Seyfarth. Die Eröffnung des außen wie innen respräsentativ ausgestatteten Gebäudes erfolgte am 14.7.1883.«*17 Das prächtige Gebäude wurde in den 30er Jahren als Eisenbahner-Erholungsheim von der Reichsbahn erworben und in den 80ern zuerst in die Habichtswaldklinik und später in die Ayurveda-Klinik integriert, so daß es bis heute erhalten ist und sogar seiner ursprünglichen Funktion dient – wenn auch die wunderschöne Talseite leider durch den neuen Bau fast nicht mehr wahrnehmbar ist. Viele Bilder und Geschichte des Hauses: Siehe im Kapitel »Kurort Wilhelmshöhe« das Unterkapitel »Dr.Greveler / Bahn-Kurheim / Habichtswald-Klinik«. |
Nr.2 | Wigandstraße 2 (Wiegand-Straße 133 1/4), nicht erhalten. Das Haus ist hier und da auf Bildern der Wigandstraße 4 zu erahnen (wer hat alte Fotos?). |
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Das Haus Wigandstraße 4 (Wiegand-Straße 131 1/2) ist ein sehr schöner früher Villenkolonie-Bau des Kolonie-Gründers Heinrich Schmidtmann, im Landhausstil der ersten Jahre, und »von diesem als Sommerhaus genutzt (vor dem Bezug der großen Villa als Dauerwohnsitz in der Burgfeldstraße)«*17 Nr.8. Das Haus wurde 1976 und ab 2019 renoviert.
* * * Im März 2020 hat Bastian Ludwig in der HNA einen längeren Beitrag zu dem Haus verfaßt. Zitate: »Nach Abschluss der laufenden Sanierung wird das im Landhausstil erbaute Haus an der Wigandstraße 4 den deutlich größeren Neubauten [auf dem Areal des abgerissenen Burgfeld-Krankenhauses] die Schau stehlen. [...] Erbauer ist der Kasseler Architekt und Gründer der Villenkolonie Heinrich Schmidtmann. Es entstand Mitte der 1880er-Jahre als eines der ersten Wohngebäude des Mulang und wurde von Schmidtmann einige Jahre als Sommerhaus genutzt. Eine alte Zeitung, die nun bei der Sanierung des Gebäudes auftauchte, datiert auf das Jahr 1884. Sie war als Dämmmaterial genutzt worden. Ab Mitte der 1920er-Jahre wohnte der Fabrikant der Wintershall AG, Dr.August Siebers, mit seiner Familie in dem Haus an der Wigandstraße, das besonders durch sein Schmuckfachwerk ins Auge fällt. Erhalten ist ein Fotoalbum, das das damalige Leben der wohlhabenden Familie dokumentiert: Gartenidylle und Ausflüge mit dem Personenkraftwagen Simson Supra – das bekannteste Automodell der Firma Simson [der Wagen gehörte dem Klinikdirektor Ludwig Greger; die Nachbarskinder durften darin herumturnen. Greger soll mehrere Simson-Exemplare besessen haben. Mündlicher Nachtrag von Bastian Ludwig]. Siebers war Ingenieur und technikbegeistert. Er war Mitglied im Kasseler Foto- und Filmamateurklub, was wohl auch erklärt, dass so viele Bilder aus dieser Zeit erhalten sind. 1938 zog Familie Adolphs als Mieter in das Haus. Dr.Dieter Adolphs, damals ein kleiner Junge, verbrachte seine Kindheit und Jugend in dem Haus, das zu dieser Zeit zwei Schwestern des Diakonissen-Krankenhauses gehörte. ›In Gedanken lebe ich bis heute dort. Ich habe jeden Raum vor Augen. Damals gab es noch ein Herrenzimmer‹, erzählt Adolphs, der mittlerweile in Baden-Württemberg lebt. Sein Vater war damals Vertreter für Henkel und verkaufte Waschmittel. Von der Bombennacht am 22. Oktober 1943 sind Adolphs intensive Bilder präsent. Eine Brandbombe war auf einem der Balkone des Hauses gelandet, wie durch ein Wunder richtete sie aber keinen großen Schaden an. Dafür stand das gegenüberliegende Pensionshaus in Flammen. ›Ich sah die brennenden Balkone in die Tiefe stürzen. Das vergesse ich nie.‹ Als Adolphs Familie 1966 auszog, kam der Lehrer und Mundartkabarettist Karl Garff mit seiner Frau Sibylle bei den Schwestern unter. ›Es war herrlich‹, schwärmt Sibylle Garff. Der Garten sei von einem Schlossgärtner angelegt worden. [...]« |
Ein gutes Foto mit einem Blick aus der Burgfeldstraße 8 auf das Pensionshaus: Siehe Burgfeldstraße 5. Blicke aus dem Pensionshaus auf die ersten Häuser der Villenkolonie, vor allem auf die Burgfeldstraße, finden sich im Unterkapitel »Vier frühe Texte«. |
Die Nr.5 (Wiegand-Straße 132) war als Hotel unter dem Namen »Pensionshaus Wilhelmshöhe« im Jahre 1872/73, also noch vor der Gründung der Villenkolonie, erbaut worden. Im Teil »Panorama-Aufnahmen« weiter oben kann man sehen, wie das Haus neben der Klinik Dr. Greveler das Fernbild der Villenkolonie bestimmte, für welche das Hotel samt dazugehörigen Infrastruktur-Maßnahmen den entscheidenden Entwicklungsschub gab. »Bereits 1870 hatte
der rührige Buchhändler G. H. Wigand (s.a. Blick zurück
1414) den Anstoß zur Gründung einer Aktiengesellschaft
gegeben, um ein großes hotelartiges Haus am Rande des Habichtswaldes
zu bauen. Die Gesellschaft kam zustande, viele Kasseler Bürger
zeichneten Anteile bei der Bank der Gebrüder Pfeiffer [siehe im Kapitel Stadtteil Wilhelmshöhe: »Rammelsberg: Die Pfeiffersche Villa«]. Bald
stand das Pensionshaus Wilhelmshöhe fertig da, und am Sonntag,
dem 6. Juli 1873, wurde es feierlich eröffnet. [...]
Einstimmigkeit herrschte bei allen in zwei Dingen: 1. Man hatte
einen glücklichen Griff mit dem Wirt (damals sagte man Restaurateur)
Welle gemacht. Welle war ein guter Ruf als einstiger Wirt des Militärkasinos
vorausgeeilt. 2. Das Pensionshaus benötigte dringend die Verkehrsanbindung
an Kassel durch die Errichtung einer Pferdebahn.
Zur Zerstörung des Pensionshauses Wilhelmshöhe hier ein Ausschnitt aus dem HNA-Text, der beim Haus Wigandstraße 4 ausführlicher zitiert wird: »Von der Bombennacht am 22. Oktober 1943 sind Adolphs intensive Bilder präsent. Eine Brandbombe war auf einem der Balkone des Hauses gelandet, wie durch ein Wunder richtete sie aber keinen großen Schaden an. Dafür stand das gegenüberliegende Pensionshaus in Flammen. ›Ich sah die brennenden Balkone in die Tiefe stürzen. Das vergesse ich nie.‹«
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Wigandstraße 6 und Wigandstraße 8 Das Haus Nr.6 war zunächst eine Privatvilla. Für offenbar kurze Zeit war dort die »Privat-Lehranstalt und Töchterheim Bergér«, die aus der Landgraf-Karl-Straße dorthin gezogen war (siehe Stadtteil Wilhelmshöhe, dort »Pensionat Bergér«). Hier klicken für das Kapitel »Töchterheime«. * * *
Die zwei Bilder stammen aus dem unschätzbaren Album der Familie Greger, das zweite zeigt Klinikpersonal der Klinik Dr.Greger, Burgfeldstraße 17. * * * Das stark umgebaute und erweiterte Haus Nr.6 wurde 1973 abgerissen. Siehe den Bericht in der HNA vom 28. April 1973. |
![]() 25.6.1934.*MA |
Von der Wigandstraße 9 liegt einstweilen nur diese Bestellkarte vor: »W. u. H. Knabe / Rosen- und Schnittblumenkulturen«. |
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Die heutige Wigandstraße 12 war »an Stelle eines älteren Wohnhauses (für Personal bzw. als Fremdenheim) um 1927 als Privatwohnhaus für Dr. Helmuth Greger erbaut«*17 worden. Das Grundstück schloß an dasjenige der Klinik Burgfeldstraße 17 direkt an. Das oberste Bild, welches das Grundstück zeigt, stammt aus einem alten Prospekt der Klinik. Siehe Kurort Wilhelmshöhe.
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Nr.14. Erhalten. Nr.16. Nicht erhalten. ![]() Dr.Helmuth Greger auf dem Balkon der Klinik Dr.Greger, Burgfeldstraße 17. Im Hintergrund das Doppelhaus Wigandstraße 14/16.*3 |
Wigandstraße 14, die rechte
Hälfte eines großen, zweistöckigen Doppelhauses, »um 1901 zusammen mit Nr.16 von dem Bauunternehmer Heinrich Engelhardt als Doppelhaus erbaut«*17. Die Wigandstraße 16 ist nicht erhalten; auf dem Grundstück
steht heute der große, sehr angenehm aussehende und 2017 gekonnt renovierte Nachkriegsbau »Haus Sonneneck«.![]() Ausschnitt aus der Postkarte »Panorama von 1905«, aus dem obigen Unterkapitel »Panorama-Aufnahmen«. Vorne im Bild das große Doppelhaus Nr.14 / Nr.16. Ein weiteres gutes Bild: Siehe »Brabanter Straße.« |
![]() Nr.17 vor der Renovierung von 1981.*28 |
Wigandstraße 17: »Repräsentatives Landhaus mit Jugendstil-Anklängen [ich würde ja sagen: Werkbund-Villa]. Erbaut 1912 für den Kaufmann Rentzsch. Architekt war Johannes Walpert. 1981–1991 saniert.«*17 Eine große, außerordentlich schöne Villa im Stil des späten Jugendstils. |
![]() Ca.1900: Aus dem Photoalbum der Familie Greger: »Wigandstraße 12 / Rehsprung«.*3 |
Eine Aufnahme aus dem Fotoalbum der Familie Greger. Den Namen »Rehsprung« hatte das Grundstück östlich der Wigandstraße neben dem Pensionshaus Wilhelmshöhe. Heute heißt die kurze Sackgasse so, die von Wigandstraße auf das ehemalige Gelände des im Krieg zerstörten Pensionshauses führt. Dieses Gelände ist heute mit freundlichen Nachkriegsvillen bebaut. Das Bild freilich scheint eher vom Grundstück Burgfeldstraße 17 aufgenommen zu sein – oben erahnt man wohl die Gartenseiten-Giebelreihe der Nachbarhäuser im Norden der Nr.17? |
(Nach oben zum Inhaltsverzeichnis.) | |
Siehe auch das erste Bild in der linken Spalte beim Haus Wigandstraße 4. |
BurgfeldstraßeWigandstraße bis Brabanter Straße. Benannt nach dem Flurnamen des Gebietes, auf dem die Villenkolonie steht. Hieß von der Erstbebauung von 1884 bis zur Eingemeindung von Wahlershausen 1906 »Kronprinzenstraße«. Zur namensgebenden Burgfeldwiese siehe Heidelbach.*11,262ff.
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Die Burgfeldstraße 1 wurde als Privathaus errichtet, ward aber alsbald zur Konditorei sowie Kaffeehaus und Pension (die letztere in der Burgfeldstraße 3): 1910 »Café Thon«, 1927 »Café Böhme, auch Zimmer und Pension«. Das Haus Nr.1 wurde im zweiten Weltkrieg zerstört; das an seiner Stelle errichtete Haus ist ein Nachkriegsbau, in dem am 1. August 1948 das Café wiedereröffnet wurde. 1953 kam eine Bierstube hinzu, die sehr beliebt war, aber aus behördlichen Gründen 1974 wieder geschlossen werden mußte. Der Kurarzt Dr. Helmuth Greger, Nachfahre des Klinikgründers (siehe Burgfeldstraße 17), erinnert sich, daß er als Junge dort gekellnert (und sich verbotenerweise am Biere gütlich getan) hat. Wie wichtig die »Bierverhältnisse« in Wilhelmshöhe stets genommen werden, zeigt diese (Wilhelmshöhe-, nicht speziell Burgfeld-Café-)Karte von ca.1900 (*MA): Ausfüll-Zeile 2 von unten: Bierverhältnisse: »recht gut«:
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Die Burgfeldstraße 2 wurde gewiß als Privathaus errichtet. Der Name »Villa Else«, auf der Postkarte von 1912 zu erkennen, fehlt auf den ältesten Fotos des Hauses. * * * Wie so viele Mulang-Villen diente es einige Jahre als Töchterheim, in diesem Falle unter dem poetischen Namen »Rompf«. – Zum Thema »Töchterheime«: Hier klicken für das Kapitel. Im Krieg wurde das Dach beschädigt. Hier ein Blick aus der Schloßteichstraße 3 auf das alte Dach über bereifte Winterbäume (rechts die Burgfeldstraße 4), ca.1940:*8 * * * Seit Jahrzehnten ist es ein Hotel, als »Haus Burgfeld« bzw. »Burgfeld-Hotel« bekannt, wird an dieser Stelle sehr empfohlen und ist sehr schön erhalten. * * *
Die Abbildung stammt aus der Veröffentlichung »Wohnbauten der Gewobag Kassel, Ausgabe 1/1952« und muß wohl als Abrißplanung gelesen werden ... Die Nr.4 jedenfalls sollte abgerissen werden. Beiden Häusern (und uns allen) blieb diese Dummheit erspart. |
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Haus Burgfeldstraße 3, natürlich erbaut von Heinrich Schmidtmann, beherbergte für einige Jahre ein Töchterheim. Der Reichtum, der in der Generation der Erbauer notwendigerweise noch vorhanden war, verflüchtigte sich oftmals rasch; Bewohner in zweiter Generation oder Witwen verdienten sich ihren Unterhalt oft durch Zimmervermietung oder eben Gründung solcher Heime. Der Bedarf war groß: Bessergestellte Leute in den Großstädten hatten selbstverständlich Kindermädchen; wenn die Kinder größer wurden, schickte man sie in Pensionate, wo sie unter ihresgleichen Schliff erhalten, vor allem aber den Eltern aus dem Weg sein sollten (wie auch speziell aus der Ferienregelung ganz am Ende des unten anklickbaren Zitates deutlich hervorgeht). Mädchen »höherer« Gesellschaftsschichten mußten nach den damals geltenden Regeln anstrengenderweise unter ständiger Beobachtung stehen (es hätte ja »etwas passieren« können), womit die Eltern oft überfordert waren. Der abgebildete Prospekt des Töchterheims »Haus ›Freya‹« enthält Details voller unfreiwilliger Komik über den Alltag in einem derartigen Institut. Hier klicken für ein Kapitel mit Textauszügen aus dem Prospekt und weiteren Hinweisen auf Töchterheime. »Durch Bombardement im Zweiten Weltkrieg der Fachwerkteil abgebrannt. Erhalten Kellergeschoß und Erdgeschoß mit seitlichem Eingang mit zentraler zweiläufiger Treppe und vier großzügigen Räumen. Zum Garten Terrasse mit Freitreppe. Baugenehmigung zum Wiederaufbau erteilt am 12.8.1949. Architekt Hans Nau. [...]«*17
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Die Burgfeldstraße 4 ist das herausragende Beispiel des Cottage-Stils der Gründer- und Gründungszeit in Mulang. Es wurde in den allerersten Jahren der Kolonie erbaut, also um 1885, und zwar vom Koloniegründer Heinrich Schmidtmann höchstselbst. Erster Besitzer: Schreinermeister Georg Engelhardt. Das oberste nebenstehende Bild (aus der Murhardschen Bibliothek) enthält die Namensaufschrift »Engelhardt«. Das postkartengroße Büchlein »Residenzstadt Cassel-Wilhelmshöhe« von ca.1910 hat 52 Seiten – und ein beiliegendes 20seitiges Branchen-Register. Darin: »Fremdenpension Villa Nitsch, Burgfeldstraße 4«.*MA Man erstarre: Dieses wunderbare Haus wäre in den tollwütigen 70er Jahren um ein Haar abgerissen worden. Es wurde dann von hochengagierten Käufern gerettet und saniert und befindet sich seitdem in besten Händen.
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Burgfeldstraße 5: Ein Bau von Heinrich Schmidtmann. Teilerhalten. Siehe die Bilder am Anfang dieses Unterkapitels zur Burgfeldstraße.
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Burgfeldstraße 6 (Kronprinzen-Straße 141 1/4), erbaut 1897. »Zwischen etwa 1900 und 1907 Wohnsitz im Eigentum des Kurarztes Dr. Ludwig Greger [siehe Kurort Wilhelmshöhe] und seiner Frau, der Komponistin Luise Greger (›Villa Luise‹) [siehe Persönlichkeiten]«.*17 – Auf der Postkarte unter dem nächsten Absatz heißt das Haus zwar »Villa Luise«, hinzugefügt ist aber »Fräulein Luise Baur«. Der bestehende Villenname wurde womöglich auf Luise Greger übertragen. Das von Heinrich Schmidtmann erbaute Haus ist ausgesprochen schön auf seinem großzügigen Grundstück erhalten geblieben – im unverbauten Originalzustand: »Innen z.T. originale Ausstattung. Typisch historistische, bis ins Detail durchgestaltete Villa.«*17
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![]() Nr.7 (links). Recht gut erhalten. Siehe auch das Bild bei Wigandstraße 4, rechte Spalte oben.*12 |
Burgfeldstraße 7 (Kronprinzen-Straße 132 3/4) war eine der ersten vier verkäuflichen Villen, und insofern höchstwahrscheinlich ein Schmidtmann-Bau. Das Haus ist sehr schön erhalten. Das Haus hieß einst »Villa Meinberg«; das Adreßbuch von 1894 nennt unter der damaligen Adresse »Villen-Colonie 132 3/4« »Friederike Meinberg, Witwe« als Bewohnerin. Das Adreßbuch von 1897 fügt hinzu: »Wwe. des Hofgärtners«. ab etwa 1899 war das Haus für viele Jahre unter Führung Frau Meinbergs eine Privatpension. |
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Hier klicken für das Kapitel »Töchterheime«. * * *
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Die Burgfeldstraße 8 (Kronprinzen-Straße 134 1/8): Gegenüber den ersten Häusern baute der Koloniegründer Heinrich Schmidtmann seine eigene Villa. Dieses prunkvolle Haus war mit einem turmartigen Dachaufsatz versehen. Diesen hat es im zweiten Weltkrieg leider eingebüßt, ist aber ansonsten samt Sandsteinfiguren in den Wandnischen erhalten geblieben.
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![]() Nr.9: rechts der Mitte, das mit dem Neobarock-Giebel. Erhalten.*12 ![]() Nr.9: Hier und rechte Spalte: Drei Bilder aus einem Privatalbum, die beiden oberen rückseitig gestempelt »17.Okt. 1938«, das untere »4.Juni 1939«.*MA |
Burgfeldstraße 9 (Kronprinzen-Straße 141), erbaut um 1886, war im Adreßbuch von 1894 die »Villa Sanssouci«
der Witwe Amalie Rothstein, ebenso 1897. 1899 und in den folgenden
Jahren steht Amalie Rothstein als »Pensionsvorsteherin« im Adreßbuch.
Das Haus ist sehr schön erhalten.![]() ![]() |
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Burgfeldstraße 10 ist ein gut erhaltener hübscher Gründerzeitbau. Die Aufnahmen stammen aus dem Familienarchiv der Familie Greger, die seit der Gründung der Kolonie bis heute in Mulang ansässig ist. Siehe auch die Bilder bei Burgfeldstraße 12 und Burgfeldstraße 17.
Das postkartengroße Büchlein »Residenzstadt Cassel-Wilhelmshöhe« von ca.1910 enthält 52 Seiten – und ein beiliegendes 20seitiges Branchen-Register. Darin: »Fremdenpension Villa Schwarz, Frau Engelhardt, Burgfeldstraße 10«.*MA |
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Die Burgfeldstraße 11 (Kronprinzen-Straße 141 1/2?) wurde sehr umgebaut, aber immerhin teilerhalten, wie die Bilder zeigen – man erkennt im Bild von 1955 rechts den Straßenfassaden-Erker vom 1930er-Foto wieder. Das postkartengroße Büchlein »Residenzstadt Cassel-Wilhelmshöhe« von ca.1910 hat 52 Seiten – und ein beiliegendes 20seitiges Branchen-Register. Darin: »Villa Viktoria, Frau Utermann, Burgfeldstrasse 11«.*MA Adreßbuch von 1910: Utermann, Eisenbahn-Obersekretär, Erdgeschoß / Schrader, Dr.phil., Direktor, 1.Stock / Viefhaus, Rentnerin; Ey, Witwe; Pfeil, Rentnerin, alle 3 im 2.Stock. – Adreßbuch von 1916: Besitzerin »Utermann, Löwenburgstraße 10«, Bewohner »v. Normann, Vorsteherin, Töchterstudienheim«, Lehrerin Fuchs und Gewerbeschullehrerin Pfeiffer.
Zum Burgfeldkrankenhaus: Siehe das entsprechende Kapitel im Kapitel »Kurort Wilhelmshöhe«. Zum Thema »Töchterheime«: Hier klicken für eine Extra-Seite. |
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Burgfeldstraße 12: ein schönes Werkbund-Haus, »erbaut um 1911 für die Familie des Professors Theisen«*17. Die eklektizistische Cottage- und Türmchen-Gründerzeit, auch ihre etwas jüngere, weniger verspielte neoklassizistische Variante und der nachfolgende Jugendstil waren vorbei. Siehe auch das Foto bei der Nr.15. Das Haus, das um 2000 schön restauriert wurde, ist eines der Beispiele dafür, daß Stilwandlungen kein Problem für Villenkolonien waren und sind, wenn auf hohem Niveau gebaut wird. |
Nr.13. Nicht erhalten. (Wer hat ein Foto?) |
Im ergiebigen »Führer durch Kassel und Wilhelmshöhe, herausgegeben vom Stadtverkehrsamt Kassel / Rathaus« von ca.1930 wird das nicht erhaltene Haus Nr.13 als »Haus Tücking« geführt, unter der Rubrik »Töchterpensionate«. Zum Thema »Töchterheime«: Hier klicken für eine Extra-Seite. Das Adreßbuch von 1930 hat den Eintrag »Rocholl Helene Töchterheim Burgfeldstraße 13.« An dieser Stelle stand später das Burgfeld-Krankenhaus, 2015 bis 2020 wurde dort eine »Stadtvillen«-Wohnanlage errichtet, unter der Rubrik »Töchterpensionate«. |
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Burgfeldstraße 15: Ein Bau der Architekten Baecker und Sirrenberg, Ende der 1920er Jahre.
Das Haus ist, wie zahlreiche Villen der Zeit, in den 90er Jahren stark umgebaut worden. Der Wert dieses Baustils wird bis heute oft unterschätzt – wenn man 30er-Jahre-Häuser mit Um- und Anbauten traktiert, verändert man ihren Charakter meist sehr, da einfache Formen und klare Proportionen für sie so typisch sind. – Weitere Häuser von Baecker und Sirrenberg: siehe Burgfeldstraße 18, Brabanter Straße 6, Steinhöferstraße 6a. |
![]() Nr.16, verblüffend nüchterne Postkarte aus den 60er Jahren.*MA |
Die Burgfeldstraße 16, »Villa des Fabrikanten Albrecht, datiert 1915.«*17: Bis 2015 ein hübsches spätestklassizistisches Gebäude. Es wird im Fremdenführer »7 Tage Kassel« von 1970 erwähnt als »›Haus Schake‹, Exklusiv-Hotel garni am Park Wilhelmshöhe, Burgfeldstraße 16 [...] 10 Exklusiv-Zimmer mit eigenem Bad, WC, Fernseher, Musikbox und Telefon«. Später wurde es zum geschätzten »Hotel garni Im Rosengarten«. – Ende 2003: Es steht seit etwa einem Jahr leer; eines der gefürchteten Investoren-Schilder wirbt für einen Erweiterungsbau üblichen Häßlichkeit für die üblichen »exklusiven« Eigentumswohnungen. – 2015: Das Haus wurde abgerissen, nur die Fassade wurde erhalten und tarnt mittelgeschickt einen banalen Neubau. Siehe diesen Beitrag in der HNA. |
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Die Burgfeldstraße 17 (Kronprinzen-Straße 151) war ursprünglich die Klinik Dr.Greger.
Zahlreiche weitere Bilder des alten Gebäudes und des Klinkbetriebes im Kapitel »Kurort Wilhelmshöhe« / »Dr.Greger«. Auf allen Seiten dieser Website lohnt sich die Suche nach dem Namen »Greger«, da Bilder aus dem Familienarchiv überall verstreut sind.
* * * Das Haus Wigandstraße 12, in den 1930er Jahren erbaut, war das zur Klinik Dr.Greger gehörige Wirtschafts- und späte Wohngebäude der Gregers. * * * Die Klinik Dr.Greger wurde im zweiten Weltkrieg zerstört. Heute steht an ihrer Stelle ein in den 50er Jahren errichtetes freundlich aussehendes Haus, das erst »Fachklinik für Kreislauf- und Gefäßerkrankungen Dr. Möller« war, dann »Ferienkurheim Mennicke« und heute das »Seniorenheim Burgfeldstraße« ist. Der Anbau des Gebäudes stammt von den Architekten Baecker und Sirrenberg; so nachzulesen in der Architekten-Liste »Aufstellung des Bautenstandes 30. Juni 1968« (hier klicken für das 2seitige PDF).*39
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Burgfeldstraße 18. »Neusachliche Villa des Rittgergutsbesitzers [Franz Freiherr] von Bodelschwingh aus der Zeit um 1928.«*17: Ein fein proportioniertes Beispiel für den Mulang-Villenbau der 20er Jahre an der Ecke Burgfeldstraße / Brabanter Straße; Architekten: Baecker und Sirrenberg.
Das Haus ist recht gut erhalten: Der Putz und auch die so wichtigen typischen quergeteilten Fenster zeigen das ursprüngliche Bild. Wenn jetzt noch die Fensterläden wieder drankämen ... |
Burgfeldstraße 19. »In das Jahr 1894 datierte, gestalterisch an die benachbarten Häuser im Cottage-Stil anknüpfende Villa. Bauherr war vermutlich der Architekt Carl Jaentsch.«*17 Das Haus mit dem Türmchen ist sehr schön erhalten, nur das Turmdach ist flacher geworden; siehe auch das Bild von 1955 bei der Burgfeldstraße 17. Das Bild links unten zeigt einen Blick auf die drei letzten Häuser der Burgfeldstraße in Richtung Brabanter Straße, also in Richtung Süden. Im Vordergrund die Klinik Dr. Greger, die Nr.17. (Eine ähnliche Perspektive zeigt auch das obere Bild bei der Burgfeldstraße 6). |
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Die Burgfeldstraße 21, ein »Historistisches Landhaus im Schweizer Stil, erbaut um 1893 für den Lehrer Stern (›Villa Schöne Aussicht‹)«*17, hat seit ca.2010 ihren Turm wieder, der ihr (im Krieg?) abhanden gekommen war. Das nebenstehende Bild aus dem Mulang-Archiv hat bei der Rekonstruktion gute Dienste geleistet. Dieses Haus ist auch auf dem unteren Foto (ganz links) und auf den Panoramabildern bei der »Brabanter Straße« sehen. Da das lustige, vielgestaltige und ländlich wirkende Haus am Drusel-Grünzug liegt, ist es für die Wahrnehmung des Villenkolonie-Charakters von Mulang wichtig. Die untere Postkarte zeigt auch die Bedeutung dieses Grünzugs zur Begrenzung und Wahrnehmung des Ensembles. Das postkartengroße Büchlein »Residenzstadt Cassel-Wilhelmshöhe« von ca.1910 hat 52 Seiten – und ein beiliegendes 20seitiges Branchen-Register. Darin: »Villa Margarethe, Burgfeldstr.21. Diätetische Küche.«*MA |
(Nach oben zum Inhaltsverzeichnis.) | |
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SchloßteichstraßeMulangstraße bis Brabanter Straße. Benannt nach dem »Lac«, dem Schloßteich, auf den sie zuläuft. Hieß von der Gründung der Villenkolonie bis zur Eingemeindung nach Kassel »Parkstraße«.
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![]() Nr.1, ca.1890, von Süden. Links eine Ecke der Burgfeldstraße 8, vergrößerter Ausschnitt eines Bildes von dort.*12 – Diesen Bauzustand zeigt auch ein großes Foto bei der Schloßteichstraße 3 sehr gut. ![]() Ca.1895: Nr.1 als »Hotel & Restaurant: Kronprinzen, Wilhelm Dilg.« Rechts dahinter das Türmchen der Nr.3, links im Bild die Häuser Burgfeldstraße 2 und 4. Alle diese Häuser stehen noch. Rechts die Mulangstraße, aus der hier die Schloßteichstraße entspringt.*7 ![]() Ca.1900: Nr.1 als »Hotel Laspe« (derselbe Heinrich Laspe, dem die »Altdeutsche Bierstube« am Karlsplatz gehörte?), das Bild ist wie das darüberstehende von Norden aufgenommen.*MA ![]() Die Nr.1 noch einmal als »Hotel Laspe« mit vielen Beschilderungen, darunter auf der Fassade links im Bild »H. Laspe« (siehe auch »Kurhotel«, wo ebenfalls ein »H.Laspe« als Besitzer vorkommt).*7 ![]() ![]() Um 1968: Zwei Bilder von der Südseite.*MA ![]() Nr.1 im Umbau und Nr.3, ca.1970. Die unschöne Garagenfront zwischen Nr.3 und Nr.4 ist errichtet. Dahinter die Burgfeldstraße 4 – in schlechtem Zustand und ohne Dachreiter.*MA |
Die Schloßteichstraße 1 (Parkstraße 133 3/4) war im ersten Bauzustand,
den man auf dem alten Plan sieht (rechts: Norden) ein recht kleines
Gebäude. Das erste Bild links zeigt, wenn man das Bild mit
dem Grundriß vergleicht, wohl den schon etwas vergrößerten
zweiten Bauzustand. Aber die Substanz dieses zum Kern
der Villenkolonie zählenden Hauses ist intakt. Dieses
einst prächtige, durchaus wiederherstellbare Haus, dessen Grundstück
an zwei Seiten an den Park, das UNESCO-Welterbe
grenzt und das zum inneren Kern der frühesten Villenkolonie-Schicht
gehört, muß erhalten bleiben.
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Nr.2 | Die Schloßteichstraße 2 ist ein 70er-Jahre-Bau, errichtet auf dem vorderen Teil des Grundstücks des abgerissenen Hauses Lindenstraße 2, siehe dort. |
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Die Schloßteichstraße 3 (Park-Straße 134) ist wohl das meistumgebaute Haus der Villenkolonie. Die Bilder von ca.1885 zeigen das Haus im ersten Bauzustand. Es bestand aus einem einzigen, etwa 40qm großen, 4m hohen Raum mit prächtigem Fenster zum Park, einer Säulenterrasse zur Hangseite und einem Zier-Turm, der talseits kein Fenster aufwies und dessen Turmgeschoß nur über eine schmale Treppe erreichbar gewesen sein kann. Im Untergeschoß (zum Garten ebenerdig) gab es eine Küche, deren Kacheln zum Teil erhalten sind. Das Haus war damit zu klein zum standesgemäßen Wohnen und diente seinem Erstbesitzer (»... könnte um 1886 der Regierungsrat Delius gewesen sein«*17: Ober-Regierungsrat Eduard Delius, Stellvertreter des Provinzial-Steuer-Direktors in Behinderungsfällen? Oder Wilhelm Delius, Regierungsrat »bei der Gen.-Commis.«, laut Adreßbuch von 1887 wohnhaft in »Wahlershausen 17 1/4«?) wohl als Landhäuschen. Nach einem Besitzerwechsel um 1891 (Adreßbuch 1898: »Seidler, Georg, Rittergutsbes., Park-Straße 184.«; einige Zeilen zu dem hochangesehenen Maurermeister und Lokalpolitiker Seidler hier; Seidler war ein Vetter und sehr guter Freund von Heinrich Schmidtmann, er kommt in dessen Autobiographie »Erinnerungbilder« oft vor) wurde das Haus zu einem Wohnhaus umgebaut. Der Turm wurde um ein Stockwerk erhöht und zum Treppenhaus. Die Terrasse wurde talseitig aufgemauert; im Obergeschoß gab es zwei bis drei wohl recht niedrige Zimmerchen. Diesen Zustand zeigen die Bilder aus den Jahren 1909, 1910 und 1913 - besonders gut ein Bild aus dem Schmidtmann-Album:
Auch auf der zweiten »Victoriaheim«-Postkarte sieht man links die Nr.3 im zweiten Bauzustand. Der Turm ist erhöht, aus seinem unteren Fenster wurde wegen der neuen Treppe in den ersten Stock ein Blindfenster. Die nächste Besitzerin war Jenny Fitzau, die das Haus mit ihren Schwestern Johanna und Hilda bewohnte. Hilda Fitzau (1892–1940) war Bildhauerin. Sie stellte etwa in der Kasseler Frühjahrsausstellung 1920 aus (dort als »Hilde Fitzau«) und war mit den Bewohnern der Schloßteichstraße 9 befreundet, siehe auch dort. Hier sowie hier Links auf verflossene Auktionsseiten mit Bronzen von Hilda Fitzau. In den späten 20er Jahren wurde das Haus ein weiteres Mal deutlich erweitert, wie auf dem Bild von 1965 zu sehen – nur daß dieses Bild den höheren Turm des vorigen Bildes nicht mehr zeigt, der bei einem Dachbrand im Krieg zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde (Wiederherstellung des Hauses: Architekten Baecker und Sirrenberg). Man sieht aber, daß das Haus in den 20er Jahren um ein halbes Stockwerk erhöht wurde (die Klinker enden einen Meter unter dem Dach). Außerdem wurde das Haus zum Garten hin um eine halbe Raumtiefe vergrößert, wodurch mit beträchtlichem Aufwand ein repräsentativer Raum geschaffen wurde. Schon in den 30er Jahren aber entsprach diese Raumaufteilung nicht mehr dem Wohngefühl der Besitzer, die Decken in der 4m hohen Haupt-Etage wurden, wo nur möglich, um bis zu 1,50m abgehängt. Nämlich von Dr.Amberg, der das Haus von ca. 1940 bis 1956 besaß und mit seiner Familie bewohnte. Seine Nachkommen haben mir Familienalben zum Scannen überlassen (ein Vorbild, dem bitte viele Mulang-Privatfoto-Besitzer folgen mögen). Das Bild von 1999 zeigt das Patchwork der letzten drei
Umbauten, also den Zustand, in dem das Haus von etwa 1935 bis 2000
war: die große gelbe Klinkerwand, wo einmal die Terrasse war,
die braunrote Putzfläche unter dem Dach, wo das Haus um ein
halbes Stockwerk erhöht wurde, und die weiße Putzfläche
samt Fachwerk unter dem Flachdach-Stückchen, wo die Terrasse
in den 30er Jahren zugebaut worden war.
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Das Haus Schloßteichstraße
4 ist ein Bau von Fritz Catta und Otto Groth,
dem bedeutenden Kasseler Architekturbüro, für den Rechtsanwalt und Notar Kurt Schulin. Einige weitere
Werke dieses Architekturbüros in Kassel: Wohnhaus Hellmut-von-Gerlach-Straße
29,
Fasanenhofschule, Wohnanlage Carolinenstraße,
Schlagd, Aschrott-Wohlfahrtshaus.*10 (Sowie Wiederaufbau des Hauses Steinhöferstraße 9 in Mulang.)
Das Grundstück des Hauses wurde vom sehr großen Garten der Villa Mummy, Kurhausstraße 13, abgeteilt, bevor oder während diese Villa zum Kur- und Badehaus umgebaut wurde. Das Haus ist ein treffliches Beispiel dafür, wie eine Villenkolonie sich weiterentwickeln kann und stilistisch der Gründungsphase völlig fremde Bauten sich einfügen – wenn nur das Bauen auf hohem Niveau stattfindet. Ein Beispiel aus unserer Zeit ist die vom Kasseler Büro Bieling & Bieling erbaute Villa in der Brabanter Straße 29. |
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Die Schloßteichstraße 5 ist ein Schmidtmann-Bau, von dem sich Planzeichnungen erhalten haben (ich habe sie jedenfalls vor dem Verkauf des Hauses 2005 im Diakonie-Archiv gesehen). Es wurde um 1895 nicht als typische Villa, also als Einfamilienhaus errichtet, sondern als Offiziers-Pensionshaus für drei Familien.
* * * In den 1910er Jahren wurde die Schloßteichstraße 5 zur »Viktoria-Hausfrauenschule«, einem Töchterheim, zu dem auch vorübergehend die Burgfeldstraße 8, genannt »Gartenhaus«, gehörte. Ein Fotoalbum einer Schülerin mit vielen sehr fröhlich wirkenden Fotos vom Leben im Viktoriaheim hat sich erhalten.*MA
Hier klicken für das Kapitel »Töchterheime«. * * * Jahre nach dem Krieg wurde das Haus ein Alterssitz des Kurhessischen Diakonissenhauses, weiterhin unter dem Namen »Viktoriaheim«. Siehe auch Schloßteichstraße 1, wo ein Kinderbild einer Frau zu sehen ist, die im Haus Nr.1 aufgewachsen war und in der Nr.5 ihren Alterssitz hatte.
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![]() Nr.6 Erhalten.*MA Siehe auch die Bilder bei Nr.4. |
Schloßteichstraße 6, ein Haus,
das gleichzeitig mit der Schloßteichstraße 4 errichtet wurde, und zwar für »Dr.med. Wilhelm Eichler, Ober-Regierungs-Medizinalrat«. Ein schön proportioniertes
Haus im schlichten Villenstil der 30er Jahre. Der riesige Rundbrunnen
der »Villa Mummy«, Kurhausstraße 13, von dessen Grundstück auch diese Villa ein großes
Stück abzwackte, steht heute noch im Garten sowie unter Denkmalschutz.
Im Gegensatz zur Nr.4, wo der prächtige, vier Meter hohe Zaun der
Villa Mummy zugunsten eines passenden niedrigen Zaunes abgetragen
wurde, steht das Haus Nr.6 lustig hinter dem inzwischen denkmalgeschützten
Gründerzeitzaun und teilt sich dessen prächtige Einfahrt
(zwischen den beiden Toren das Monogramm von Mummy) mit dem erstaunlich
häßlichen neu errichteten Nebenhaus, Schloßteichstraße 8,
das um 1999 auf ein bis dahin freies Grundstück gestellt wurde. Um 2000 wurde an das Haus Nr.6 ein moderner Anbau gesetzt, Architekt: Berthold Penkhues. |
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Die Schloßteichstraße 7 war ein Fachwerk-Landhaus im Frühstil der Kolonie; der Architekt war sehr wahrscheinlich Heinrich Schmidtmann.
* * * Erst 1970 wurden die reizenden Häuser 7 und 9 abgerissen.
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![]() Nr.9, abgerissen um 1970.*29 ![]() Nr.9. Blick von Süden.*29 ![]() Nr.9. Nordseite mit Eingang.*29 |
Schloßteichstraße 9 (Park-Straße 134 3/4) war ein reizendes Fachwerkhaus ähnlich der Schloßteichstraße 7. Die Bilder links und unten stammen aus dem Fotoalbum der Familie Brunner. Dr. med. Heinrich Brunner schreibt bei der Übersendung der Scans 2007: »Meine Eltern wohnten 1925–1953 Schloßteichstraße 9 in einem Haus der Dresdner Bank. Mein Vater, Heinrich Brunner (geb. 1883, gestorben 1969) war Direktor der Filiale Kassel. Vorher war er Direktor in Frankfurt/Main. Meine Eltern heirateten 1923 in Hoechst und zogen 1925 nach Kassel. [...] Wir haben dort eine herrliche Jugendzeit erlebt; Schloßteichstraße, Park, Lac, Herkules etc. Schloßteichstraße 9 war ein sehr großes Grundstück mit hohen Bäumen und einem Obst- und Blumengarten. Es war auch das Grundstück Nr.11 bis zum Küperweg. In der Schloßteichstraße 3 wohnte die Künstlerin Hilda Fitzau, die mit meinen Eltern und uns Kindern sehr befreundet war. Die waren auch im WiWaBu – Wilhelmshöher Wanderbund.«
Das Haus wurde um 1970 zusammen mit der Nr.7 abgerissen. Heute steht dort eine Wohnanlage auf Tiefgarage. Der – nennen wir ihn: »Garten« wurde von Liebhabern von Carports und Betonformsteinen – nennen wir es »gestaltet«. |
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Links oben: Foto aus dem Schmidtmann-Album, Doppelseite 14. Aufnahmezeit und -perspektive entsprechen weitgehend dem oberen Bild. Daß das Bild im Album enthalten ist, bedeutet wohl, daß Heinrich Schmidtmann der Architekt war. Links Mitte: Ansicht von der Schloßteichstraße aus, die Brabanter Straße verläuft dahinter. Für die Zuordnung des Bildes Dank an Dr.Christian Presche: »Der Familienname Potente führte auf die richtige Spur: Für 1909 ist im Adressbuch der Regierungsbaumeister Schwartzkopf im EG verzeichnet, ab 1911 wohnt dort nicht nur seine Witwe Cläre Schwartzkopf (vgl. die Unterschrift ›Cläre‹ unter dem Haupttext der Ansichtskarte),
sondern auch die Witwe des Kasseler Baumeisters Potente.« |
![]() Nr.13. Erhalten. |
Schloßteichstraße 13: Bisher konnte kein gutes altes Bild dieses historistischen Hauses aufgetrieben werden. Das Ausschnittchen links stammt aus dem Bildbestand von der Errichtung des Hauses Schloßteichstraße 4. |
![]() Nr.15. Ca. 1905. Erhalten.*MA Auf dem beim Anklicken sich öffnenden Bild der Villenkolonie sehr weit rechts zu finden. – Ein besseres historisches Foto war noch nicht aufzutreiben. (Wer hat eines?) |
Schloßteichstraße 15 (Parkstraße 148): Ein reizvolles Haus von 1892 mit Treppengiebeln. Es ist wundervoll, daß sich dieses Haus in prunkhafter Bescheidenheit in großem Garten mit alten Strukturen bis heute erhalten hat und in guten Händen ist. »Das mit der Jahreszahl verbundene Monogramm [auf dem Schaugiebel] ›LS‹ steht für den Bauherren, den Maurermeister Siegmund Lauckhardt (aber auch für die spätere Besitzerin Lina Schäfer).«*17 Das Haus gehörte zwischenzeitlich offenbar dem Unternehmer Heinrich Engelhardt, Kompagnon von Louis Hochapfel (siehe Kurhausstraße 1). Zur Geschichte des Hauses finden sich im Juli 1997 zwei Beiträge in der HNA: »[1908 erwirbt
Lina Schäfer, geboren 1858, ledige und kinderlose Lehrerin
und Erzieherin] die 1892 erbaute Villa
in der Schloßteichstraße 15 [...].
Wie lange Lina Schäfer sich dann in Kassel aufhält, ist
unklar. Als die Polizei im Jahr 1906 nach ihr aus noch ungeklärten
Gründen sucht, findet sie ein leeres Haus vor. Irgendwann lernt
sie offenbar Prinzessin Katharina Duleep-Singh kennen und tritt
in ihre Dienste. Später, wir sind mittlerweile im Jahr 1925
angelangt, gewährt sie eben dieser Prinzessin in ihrem Haus
im ersten Stock Unterkunft. [...] Bis 1938 ist sie im Besitz der Villa [...].« Zu Sophia Duleep Singh siehe auch den Beitrag auf Wikiwand.de. |
![]() Ausschnitt aus dem großen Luftbild von ca.1920 (siehe »Lage, Anfänge, Überblick«) mit Bezeichnung der Häuser Schloßteichstraße 10, Schloßteichstraße 15 und 19.*30 |
Schloßteichstraße 19: »Ursprünglich mit einer Villa der Zeit um 1904 bebaut. Bescheidener Wiederaufbau, 1951/53, inzwischen modernisiert. Zur Schloßteichstraße erhaltene Jugendstileinfriedung«.*17 Wer hat ein Bild der alten Villa? Immer frisch her damit. |
(Nach oben zum Inhaltsverzeichnis.) | |
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KüperwegSchloßteichstraße bis Wigandstraße, diese querend und eine Sackgasse bildend. Hieß um 1905 (und offenbar bis ca.1920) »Sommerweg«. Benannt nach Otto Philipp Küper, 1692–1770, Kupferschmied, vermuteter Mitverfertiger der Herkulesstatue. |
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SiebertwegMulangstraße bis Kurhausstraße. Hieß zunächst Hermannsweg (auch Hermannweg), im Adreßbuch von 1896 »Privatweg«, bis zur Eingemeindung 1906 »Juliusweg«. Nach Julius Siebert, 1829–1896, Kaufmann und Stadtrat, Freund des Koloniegründers Heinrich Schmidtmann.![]() Siebertweg 1913 (senkrechte Straße; die Stichstraße nach rechts wird allgemein »kleiner Siebertweg« genannt): Nr.2: Wilhelm Ichon, Consul a.D.; Nr.4: Schultheis, Nr.6: Sust – alle erhalten. Kurhausstraße: Gustav Henkel; Susanne Enke, Wwe. des Rechnungsrathes; Wilhelm Schmidt; Louis Hochapfel: alle erhalten. Siehe auch die Luftaufnahme unter »Kurhausstraße«.*MA |
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![]() Nr.1, erster Bauzustand, 1870.*14 ![]() Nr.1, nach rechts erweitert, 1890.*5 ![]() Nr.1, 1930.*4 ![]() Nr.1, 1930.*4 ![]() Carl Siebert, 1930.*4 ![]() Nr.1, 1930.*4 |
Das Haus Siebertweg 1, auch »Waldhaus« genannt (Juliusweg 138) wurde von Julius Siebert etwa 1865 erbaut, also noch vor der Gründung der Villenkolonie. Daß Heinrich Schmidtmann mit Julius Siebert befreundet war (siehe den Schmidtmann-Text zur Gründung der Kolonie), machte es diesem freundschaftsfähigen Manne erst recht verlockend, sich in der Nähe anzusiedeln. Das Haus behauptete lange seine Sonderstellung, die sich auch im Namen »Waldhaus« ausdrückt: die Lage an der Grenze zum Park und das bis in die 20er Jahre hinein sehr große Grundstück. Vom letzteren wurden immer wieder Teile verkauft, wobei das Haus zunehmend mit der Villenkolonie verwuchs. Das Haus, das heute an der Stelle des Siebert-Landhauses steht, enthält nach Umbau und Kriegsschäden noch immer viele Teile des ursprünglichen Baus und verfügt immer noch über einen großen Garten. Das ursprünglich recht bescheidene Sommerhaus im damaligen Landhausstil (siehe das Foto von ca.1870) wurde noch vor der Jahrhundertwende um einen Anbau erweitert. Auch eine weitere deutliche Vergrößerung in den 20er Jahren entstellte das Haus keineswegs und machte es zu einem prächtigen Landhaus, das nicht nur direkt an den Schloßpark grenzte, sondern selbst auf einem parkähnlichen Grundstück stand, wie auf den Farbfotos aus den 30er Jahren gut zu sehen ist. In den letzten Kriegstagen brannte das Haus bis auf die Grundmauern ab. In den Jahren nach dem Krieg wurden diese Mauern zu einem Notbau verwendet. Ein von der Familie Siebert freundlicherweise zur Verfügung gestelltes Bild zeigt Carl Siebert, den Sohn des Erbauers Julius, um 1930 auf der verglasten Veranda des Hauses. Daß auf dem Grundstück zeitweilig Hühner gehalten wurden, ist ebenfalls fotografisch belegt. Dies wurde sicherlich der frischen Eier wegen getan (oder auch deshalb, weil Hühner Spaß machen) und nicht aus wirtschaftlichen Gründen; außerdem fand man Kleintierhaltung und Nutzgärten womöglich passend zum Charakter einer Cottage-Kolonie. |
![]() Nr.2, vor 1940. Erhalten.*23 ![]() Nr.2, 1952: Das Bild zeigt in der Vergrößerung Jutta Kramer, die Nachbarin aus der Kurhausstraße 5 (und im Garten derselben stehend), im Konfirmationskleid. Wir blicken den Siebertweg hinunter, also nach Nordwesten.*20 |
Siebertweg 2 (Juliusweg 140 1/2), einst »Villa Ichon«, von ca.1885, ist ein außerordentlich niedliches, sehr schön erhaltenes Haus aus roten Ziegeln, reich geschmückt mit Ziergiebeln, Vasen-Nische in der Fassade, Holzgitterlaube und liebevoll gepflegtem Garten. In den 2010er Jahren wurde das Haus liebevoll restauriert, samt seltener und schöner Villengarten-Struktur der Erstbebauungs-Zeit. |
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Siebertweg 4 (Villenkolonie 140 3/8 bzw. Hermannsweg 140 3/8), in weitestgehendem Originalzustand erhalten, war einige Zeit eines der zahlreichen Cafés in Mulang, in denen die Ausflügler sich laben und die Kurgäste ihre Kur-Erfolge zunichte machen konnten. Besitzer: Zunächst Hermann Barner, danach Wilhelm Schultheiß; in den 30er Jahren hieß es »Fremdenheim Frech«. – Aus einem Fremdenverkehrsprospekt von ca.1934: »5 Betten, mit Frühstück 2.– bis 3.– RM, Pension 4.– bis 4.50 RM. Bad, Zimmer am Walde gelegen.«*MA
Linke Spalte: Das untere Bild zeigt ein weiteres Konfirmationsbild von Jutta Kramer (siehe Siebertweg 2 und Kurhausstraße 5). Im Hintergrund ist auch das Haus Siebertweg 6 gut zu erkennen. Bis zu einer Renovierung in den 80er Jahren hat nach Erinnerung Frau Kramers noch ein Schild am Haus verkündet: »Hier können Familien Kaffee kochen.« – Einigermaßen zu erkennen auf der linken Bildseite: die Nr.6. |
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Siebertweg 6 (Hermannsweg 140 1/4): »Teil der frühesten Bebauung der Villenkolonie. Um 1885 errichtet, etwa 10–15 Jahre später aufgestockt und vergrößert (urspünglich ähnlich dimensioniert wie das Nachbarhaus Nr.4).«*17
Hier klicken für eine Anzeigen-Doppelseite aus »Führer duch Hessen, Waldeck und Oberwesergebiet«, herausgegeben vom Verkehrsverband für Hessen und Waldeck, 1929, mit »Fremdenheime Sust«-Anzeigen Haus Sust und Villa Heinrich (letztere: Steinhöferstraße 11).*MA Die weiteren Bilder zeigen das aufgestockte Haus mit durchgehendem Fachwerk: Das große Fenster des vorspringenden Teils des ursprünglichen kleinen Hauses (oberstes Bild) erkennt man im Erdgeschoß des wahrlich vergrößerten Hauses (unten rechts auf dem zweiten Bild). Ob es das »Hotel Sacken« war, das auf dem Kartenausschnitt beim Kapitel »Vier frühe Texte« oben auf dieser Seite zu sehen ist? Dann muß das Haus wohl schon sehr bald nach Erbauung aufgestockt worden sein. Auch das sehr erweiterte Haus ist ganz herrlich – und liegt direkt am Park; wenn die Bäume nicht belaubt sind, kann man es vom Schloßteich aus sehen. Jahrzehntelang war es das »Haus Sust« (unter gleicher Leitung wie die »Villa Hermann«, Kurhausstraße 5; auch die Steinhöferstraße 11 gehörte dazu und war ebenfalls eine Pension). Heute ist es ein Privathaus.
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KurhausstraßeMulangstraße bis Baunsbergstraße; mit dem Überqueren des Druselbachs verläßt sie die engeren Grenzen der Villenkolonie Mulang. Sie hat ihren Namen vom Kur- und Badehaus, zu welchem die Villa Mummy in den 30er Jahren umgebaut wurde. Bis 1939 hieß die Straße »Rasenallee«, ein Name, der aus Zeiten des »Chinesischen Dorfes« stammt, als sie als Landstraße von Oberzwehren durch den Park Wilhelmshöhe nach Wilhelmsthal angelegt wurde. Um 1905 hieß die Straße offenbar für kurze Zeit »Landgrafenstraße« (verwirrenderweise; so hieß bis 1906 offenbar auch gelegentlich – oder auf Plänen irrtümlich? – die Steinhöferstraße). Heute noch heißt noch heißt die Straße vom Schloß Wilhelmshöhe nach Wilhelmsthal »Rasenallee«. Ein amtlicher Lageplan von 1938 weist die Bezeichnung »Heinrich-Schütz-Allee« auf, offenbar war dieser Name für kurze Zeit erwogen worden. |
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Oberes Bild: Blick nach Südosten, 1944. An der Einmündung der Steinhöferstraße steht noch die Litfaßsäule. Die Gehwege sind mit Steinplatten belegt. Ganz im Hintergrund das auffällige, heute schön renovierte Haus Nr.30 (Ecke Hunrodstraße). Das Bild zeigt Jutta Kramer (siehe Siebertweg 4 und Siebertweg 6) aus der Kurhausstraße 5. Untere Bilder: Die damalige Linie 6 an der Endhaltestelle in der Kurhausstraße mit allerhand Nachwuchs aus der Familie Greger (siehe Burgfeldstraße 17 sowie »Dr.Greger« im Kapitel »Kurort Wilhelmshöhe«). Dieser reizvolle Streckenabschnitt wurde erst Mitte der 1990er Jahre stillgelegt.
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Kurhausstraße, Luftaufnahmen Oberes Bild: Von unten mündet der Siebertweg und geht nach links oben als Steinhöferstraße weiter. Gut zu sehen sind Park und Nutzgarten des Hauses Steinhöferstraße 2. Wir blicken auf die Häuser Kurhausstraße 1 (ganz rechts, mit Einfahrt und Rondell), Kurhausstraße 3, Kurhausstraße 5, die prächtige Henkel-Villa Kurhausstraße 7 (ganz links) sowie die Kurhausstraße 9. – Ganz rechts in der Ecke Siebertweg 6 (»Villa Sust«), unten das hübsche 30er-Jahre-Haus Siebertweg 3. Unteres Bild: Das andere Ende der Kurhausstraße, die auf der linken Seite des Bildes verläuft und unten in die diagonale Baunsbergstraße mündet. Das Haus links unten ist heute die Praxis der Doktoren Herz und Zeidler. Genau in der Bildmitte das Freibad Wilhelmshöhe, am oberen Bildrand verläuft von rechts nach links die Brabanter Straße jenseits des Druselbach-Grünzugs. |
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Kurhausstraße 1 (Rasenallee 137): Der Sommersitz von Koloniegründer Heinrich Schmidtmanns »Vetter Hochapfel«, dem Maurermeister Louis Hochapfel, Lokalpolitiker und Straßenbahnfreund, der 1903 bis 1909 mit Heinrich Engelhardt (ebenfalls Mulang-Bewohner, ebenfalls Schmidtmann-Freund: Schloßteichstraße 15) die »Pferdebahn Cassel-Wolfsanger GmbH zu Cassel« betrieb. Louis Hochapfel war auch verwandt mit Reinhardt Hochapfel (*1901 in Kassel), Kunstmaler und Autor von »Lebenserinnerungen eines kunstsinnigen Handwerkers aus dem Hessenlande. Mit 18 Abbildungen. Herausgegeben von Pauline Fischer. Heimatschollenverlag, A. Bernecker, Melsungen 1924«.*MA – Dieses Buch stellt neben den »Lebensbildern« von Heinrich Schmidtmann die zweite wesentliche Quelle für Kasseler Alltag im 19. Jahrhundert dar. Das Haus, das sich bis heute erhalten hat, ist an der Fassade »1880/81« beschriftet, es ist also etwa drei Jahre vor dem Beginn der Villenkolonie in der Burgfeldstraße entstanden. ![]() Nr.1, Erker der Südseite, ca.1890. Am Fenster – Vetter Louis Hochapfel höchstselbst?*31 Merkmale wie Schieferschindeln an der Fassade und ein freundlich-bescheidenes Gesamtbild zieren das Haus, das wohl in den 1890er Jahren erstmals erweitert wurde und das etwa 2010 einen gläsernen Anbau auf der Parkseite erhielt. (Das deutsche Denkmalschutz-Credo, daß modernes Weiterbauen alter Häuser unbedingt auffällig anders sein müsse, leuchtet nicht jedem ein. Das wird etwa in Großbritannien genau anders gesehen.) |
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* * * Aus einem Fremdenverkehrsprospekt von ca.1934: »Park-Kaffee und Fremdenheim Mössinger, 12 Betten, 3.50 bis 4.50 RM.« |
Kurhausstraße 2 und 4 (Nr.4: Rasenallee 137 1/4): Ein Doppelhaus von weniger villenartigem als vielmehr vorstädtischem Charakter, erbaut ca.1895. Das Haus wurde irgendwann nach dem Krieg stark umgebaut (vielleicht auch aufgrund eines Kriegsschadens). Der Baukörper der rechten Hälfte des Hauses hat sich einigermaßen erhalten, der Charakter wurde aber sehr verändert. Nur Details wie der von zwei Bögen überspannte Balkon erinnern an das »Park-Kaffee-Fremdenheim Richter«, als welches die Nr.2 womöglich von Anfang an diente. Von Ende der 20er Jahre bis wohl zum Krieg hieß die Nr.2 »Park-Café Mössinger«; nach dem Krieg für einige Zeit »Konditorei und Kaffee Fiedler«. Die Nr.4 war die Fremdenpension »Villa Gerta«, geleitet nacheinander von »G. Dieling« und »Frau E. Becker«.
Hier klicken für eine Anzeigen-Doppelseite aus »Führer duch Hessen, Waldeck und Oberwesergebiet«, herausgegeben vom Verkehrsverband für Hessen und Waldeck, 1929, mit einer Anzeige »Fremdenheim und Park-Kaffee Mössinger«.*MA * * *
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Kurhausstraße 3: »Spätestens 1884 vermutlich für den Zigarrenfabrikanten Louis Rivoir errichtete und beim Einzug des Ingenieurs und Fabrikanten Wilhelm Schmidt durch einen turmartigen Anbau erwiterte und veränderte Villa. [...] Schmidts Architekt war Anton Karst im Jahre 1898.«*17 Die Villa, in der Wilhelm Schmidt, der geniale Erfinder und Gründer der »Heißdampf-Gesellschaft« Wilhelmshöhe (siehe das Kapitel »Persönlichkeiten«), viele Jahre gelebt hat, ist im Zustand des Karst-Umbaues erhalten: Die auf dem Bild sichtbaren Arkaden wurden geschlossen, ein Anbau und ein Turm mit Park- und Schloßblick kamen hinzu (siehe das Luftbild weiter oben). 1999 umgebaut, unter Wahrung des Gesamtbildes (sowie der Fassaden-Kartusche »WS« für Wilhelm Schmidt). |
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Kurhausstraße 5 (Rasenallee 140): Eine freundlich proportionierte Rotziegelvilla in originaler Erhaltung. Bis etwa 1920 war dieses Haus die Pension »Villa
Hermann«, Inhaberin war Bertha Hermann, gemäß
den Adreßbüchern von 1897 und 1899 »Zimmervermietherin«
bzw. »Inhaberin einer Familienpension«; um 1905 wurde
das Haus nach einem Fremdenführer von »Frl. Enke«
geleitet. Die Anzeige auf dem ersten Bild stammt aus einem anderen
Fremdenführer von 1897. »Einbrecher machten in den 20er Jahren die Villenkolonie unsicher. Felix v. Lewinski gewahrte eines Abends derlei Unholde, die sich am gegenüberliegenden Hause, Steinhöferstraße 2, zu schaffen machten. Durch einen Zuruf wollte er sie von ihrem Tun abhalten – da schoß einer von ihnen, der Schmiere stand, auf den Generalmajor. Dieser duckte sich, und der Schuß traf seine Frau Anna durch die Balkontüre ins Bein. Die Übeltäter entkamen.« »1944 war wieder einmal Bombenalarm. Die kleine Jutta Kramer (wir sehen sie zu Beginn des Kapitels mit Puppenwagen) war schwer an den Masern erkrankt. Es wurde beschlossen, sich nicht zum Bunker am Panoramaweg, unweit von »Goßmann«, zu begeben (der andere Luftschutzraum für die Mulang-Bewohner war im Keller des Schlosses). In dieser Nacht fielen mehrere Stab-Brandbomben auf das Haus, die von der Mutter, die dazu unter anderem auf das Dach klettern mußte, gelöscht werden konnten.« |
* * * Fünf Fotos von Tilman Störmer, ca. 1970:*21 * * *
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Kurhausstraße 7 (bis 1906 Rasenallee 146 1/4): Diese herrliche Villa im italienisierenden Neo-Renaissance-Stil ließ Gustav Henkel um 1890 erbauen. Seine Initialen prangen auf der Krone des Mittelbaus auf der Gartenseite. Nach dem Bau des Hauses waren seinerzeit einige Nachbarn (laut noch 2010 kursierenden Gerüchten) ungehalten: offenbar waren sie (zu Recht oder auch nicht) davon ausgegangen, das Haus würde im bescheideneren »Schweizer Stil« erbaut werden. Das Haus, eines der schönsten der Villenkolonie, ist perfekt erhalten, auch Gartendetails wie eine Tuffstein-Grotte sind noch vorhanden. Zum Erbauer und seinem langjährigen Mitbewohner: siehe den Eintrag »Wilhelm Schmidt« im Kapitel Persönlichkeiten«. Ein langer Bericht von Gustav Henkel zu den ersten Jahren der Villenkolonie und seinen vielfältigen Aktivitäten zum Wohle der Allgemeinheit (und seiner Firma): Bitte hier klicken für das entsprechende Kapitel. – Siehe auch das Kapitel »Kurort Wilhelmshöhe«, dort: »Palmenbad«. Das Bild ganz oben in der linken Spalte zeigt das Haus von der Gartenseite, rechts steigt der Siebertweg zur oben quer verlaufenden Kurhausstraße an. Das nächste Bild ist um 1970 entstanden; heute bietet sich genau der gleiche Anblick dar. Das Bild wurde aus der Steinhöferstraße aufgenommen, die nach der quer verlaufenden Kurhausstraße in den Siebertweg mündet. Die Innenausstattung ist weitgehend erhalten: Die alten Bilder zeigen eine Stube mit »altdeutschen« Möbeln, den Salon mit Christbaum (es heißt, es habe zu Henkels Zeiten ein Weihnachtszimmer gegeben, das nur zu diesem Fest überhaupt benutzt und betreten wurde) sowie das Speisezimmer mit für 24 Personen gedecktem Tisch. Auch die Ausmalung des Hauses, Bleiverglasungen: alles erhalten. Bei einem Besuch im Jahre 2016 hat mir Ursula Henkel, in den USA lebende Enkelin von Gustav Henkel (die von ihrer Enkelin begleitet und sehr freundlich von den heutigen Besitzern in das Haus eingelassen wurde), diese Familienbilder überreicht:
Ursula Henkel schrieb dazu: * * * Im HNA-Artikel über den Gärtner der Villa Mummy/Piepmeyer (siehe Kurhausstraße 13) wird die Enkelin des Gärtners zitiert: »Nachbar der Villa Piepmeyer war der Industrielle Gustav Henkel (1856–1941). ›Der war für mich als Kind Jesus. Ein bedächtiger Mann mit langem weißen Bart, Gesundheitslatschen und Lodencape‹, erzählt die 82-Jährige. Oft habe dieser in der Christuskirche gesessen und sich Notizen gemacht.« * * * Schon 1898 und noch 1906 wohnte mit in der Villa, nämlich im Erdgeschoß: August Bing. Prof. Dov Bing aus Neuseeland schrieb mir: »A distant ancestor of my family, August Bing, lived in Kurhausstrasse 7, formerly Rasenallee, from 1889 when he returned from China and Japan, after having lived there since 1887. August was a connoisseur of Chinese and Japanese art and many of his choices are now in the best musea in Europe and the United Stastes. In 2004 an exhibition was held about his brother’s influence on Art Nouveau in the Van Gogh Museum. The exhibition also came to Germany. Even though Siegfried is by far the most famous of the Bing brothers as a result of his friendship with Vincent van Gogh, not much is known about August. Yet he lived from 1889 till his death in 1918 in Kassel-Wilhelmshöhe. His first adress was Kurhausstraße 7, and in 1905 he had the famous Kassel architects, the Langenberg brothers, built him an imposing house entitled ›Haus Waldfrieden‹. I have a photo of the house, but I am trying to locate it and would appreciate it very much indeed if you would be able to tell me the present address. I wonder if there exist a photo of the house in its present state? August grew up in Hamburg and I wondered why he settled in Kassel after his many years in China and Japan. Reading your website about the history of the ›Chinesischen Dorf Mou-lang‹, I imagine that this was very attractive to August and Siegfried was a very generous man and he donated many Chinese and Japanse art treasures to European Musea and art institutes, hoping that the examples of oreiental art would influence European artists. I wonder if anything is known about the illustrious August Bing in Kassel-Wilhelmshohe. [...] Unlike his brother Siegfried, August was a shy and diffident person and he would have kept a low profile. No doubt he became involved with connoisseurs of Chinese art in ›Die Villenkolonie Mulang‹. It would be appreciated if you would be able to help me with my research. It is known he was as number of years Vice President of the local Automobile Club. He obviously liked cars as well.« Dov Bing hat Mulang besucht, seine Neugier konnte gestillt werden. Die von den Langenbergs erbaute »Villa Waldfrieden« wird gewiß noch gefunden werden; August Bing jedenfalls lebte bis zu seinem Tode in der Kurhausstraße 7, hernach seine Witwe. |
Kurhausstraße 8 (Rasenallee 139 1/4), wohl in den 70er Jahren abgerissen, beherbergte etwa ab 1900 das Kaffeehaus Dohn, gegründet vom Kunst- und Landschaftsgärtner Hermann Dohn. Hier klicken für eine Anzeigen-Doppelseite aus »Führer duch Hessen, Waldeck und Oberwesergebiet«, herausgegeben vom Verkehrsverband für Hessen und Waldeck, 1929, mit einer Anzeige des Kaffeehauses Dohn (und, neben weiteren, einer Anzeige »Töchterheim Haus im Haidefeld, Frau Rittmeister Martini«, Baunsbergstraße 121).*MA
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* * * In den 60er Jahren wurde, wohl nach Kriegszerstörung der Villa, ein eher zweckmäßiges Haus errichtet, das auf der Luftaufnahme zu Beginn dieses Kapitels zu sehen ist. |
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![]() Nr.9, 1938. Kaum oder nicht erhalten.*1 |
Die Kurhausstraße 9 wurde von Bernhard Pfau für Gerhard Fieseler errichtet. Das heutige Haus ist ein starker Um- oder aber ein Neubau. In einem Unterkunftsverzeichnis von 1963 findet sich das »Hotel Haus Fieseler (garni), Kurhausstr.9«. Beim Klicken auf das Bild in der linken Spalte öffnet sich in einem neuen Fenster ein PDF mit einem Artikel aus der Zeitschrift »Innen-Dekoration / Das behagliche Heim« vom Oktober 1938: ein reichbebilderter 13seitiger Beitrag eines Wilhelm Michel zur Kurhausstraße 9, dort genannt »Haus F. in Kassel-Wilhelmshöhe« (3MB).*MA |
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Kurhausstraße 11, ein Bau der Architekten Karst & Fanghänel. Das Haus wurde bei dem Bombenangriff im März 1945 zerstört. Das obere Bild stammt aus der Mappe »Neue Architektur / eine Auswahl der beachtenswertesten Neubauten moderner Richtung aus Deutschland und Österreich«, Wien, Friedrich Wolfrum, 1900. Die mittlere Aufnahme zeigt das Haus von Süden, vom Grundstück Schloßteichstraße 4 quer über die Lindenstraße hinweg. Die untere Aufnahme wurde mir sehr freundlich von Herrn Wolfgang Froelich zur Verfügung gestellt; seinen Eltern gehörte das Haus. Bei einer Renovierung des Nachfolgebaus wurden in den 2010er Jahren einige Elemente der alten Villa wieder aufgenommen, vor allem der Erker, der auf dem Bild von 1900 ganz links am Hause zu sehen ist. |
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* * * Bilder von Tilman Störmer,*28 dem Chronisten der Schattenseiten der Moderne, 1970, kurz vor dem absurden Abriß:
Hier klicken für einen HNA-Artikel zum Abriß, 24.Mai 1972. |
Die Kurhausstraße 13 (Rasenallee 150 1/2) war ursprünglich eine sehr großzügige neobarocke Villa, auf einem sehr großen Grundstück als »Villa Freya« erbaut von Rittergutsbesitzer Oscar Mummy, dem auch das Grundstück Schloßteichstraße 17 gehörte. Es handelte sich gewiß um »Anton Oscar Mummy, geb. am 4.3.1835 zu Bremen als Sohn des Kaufherrn und Reeders Christian Ludolph Hieronymus Mummy und dessen Frau Louise Caroline Eyting, war Herr auf Burg bei Herrenhausen, Bisperode, Harderode und Neuhaus, und er war Mitglied der Calenberg-Grubenhagener und der Braunschweiger Ritterschaft. Er hatte in erster Ehe am 5.8.1859 in Bremen Maria Louise von Kapff (14.9.1836-18.7.1874) geheiratet und in zweiter Ehe am 5.10.1875 in Hannover Freya Aeone Sophie Georgine von Linsingen (10.8.1849-14-6.1904).« (zitiert im Mai 2020 von der Website www.welt-der-wappen.de) Heinrich Schmidtmann schreibt in seinen »Erinnerungsbildern«: »Während meiner Zeit [bei Architekt Otto Götze in Hannover, Mitte der 1860er Jahre] kamen mehrere reiche Villenbauten zur Ausführung, Villa Mummy auf der Burg bei Hannover, Villa Arnold Böninger in Duisburg und Villa Zimmermann in Chemnitz, an denen ich mit tätig war.«*1/248 – Das war gewiß ein und derselbe Mummy.
Architekt des Hauses war Karl Albrecht Haupt. Hier eine zeitgenössische Beschreibung der Villa:
Das Haus wurde um 1920 von Großkaufmann Wilhelm Piepmeyer erworben.
* * * Piepmeyer veräußerte die Villa an die Stadt Kassel, die dort um 1935 das Kur- und Badehaus einrichtete. Das Grundstück, das fast den ganzen Block zwischen Schloßteich- und Kurhausstraße sowie zwischen Brabanter Straße und Lindenstraße einnahm, wurde aufgeteilt und mit Villen bebaut; ein großer Kurgarten blieb übrig. – Zur Kurhaus-Zeit der Nr.13: siehe »Kurort Wilhelmshöhe« / »Das Kur- und Badehaus«. Die Nr.13 überlebte den Krieg, wenn auch beschädigt – das Dach war abgebrannt. Das Haus wurde aber wieder hergestellt und das Erdgeschoß als Kurhaus benutzt. Der Kurbetrieb wurde 1970 eingestellt und das Haus 1972 in einem barbarischen, die Bürgerschaft entsetzenden Akt abgerissen; die »Neue Heimat« erbaute auf dem Grundstück eine ... nun ja: zeittypische Wohnanlage. |
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Kurhausstraße 15a: Eine der Arztvillen der 30er Jahre, erbaut 1935 auf einem Teil des großen Grundstückes der ehemaligen »Villa Mummy«, später Piepmeyer, danach Kurhaus: siehe Kurhausstraße 13.
Zu den Architekten Baecker und Sirrenberg siehe auch die Hinweise bei der Burgfeldstraße 15. |
(Zu Zeiten der »Villa Mummy« standen an der Ecke Brabanter Straße / Kurhausstraße die Wirtschaftsgebäude dieses prächtigsten Mulang-Baues. Siehe Kurhausstraße 13.) |
Kurhausstraße 17. Ein Bau der Architekten Baecker und Sirrenberg (siehe Burgfeldstraße 15) an der Ecke zur Brabanter Straße, durch Neubauten von ca.2002 sehr eingebaut und kaum mehr kenntlich.
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Die Postkarte zeigt den Blick von der Kurhausstraße den Druselbach-Grünzug hinunter nach Osten zur Christuskirche, dahinter die Stadt. Links verläuft die Brabanter Straße. Der selbe Blick bietet sich auch heute noch, oft sogar inklusive der Schafe. |
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Kurhausstraße 25: »Historistisches Gebäude gegenüber dem früheren Standort des Palmenbades, 1899 in Zusammenhang mit dem Bau der direkt vorbeiführenden elektrischen Bahn als Gastwirtschaft konzessioniert und als ›Hotel Palmenbad‹ bekannt. Es wäre möglich, dass zu diesem Zeitpunkt das etwa ein Jahrzehnt ältere Fachwerk-Wohnhaus des Straßenmeisters Johannes Lauterbach eigens für den von dessen Bruder Conrad geplanten Betrieb erweitert wurde.«*17
Zum eigentlichen, ehemals benachbarten und längst untergegangenen »Palmenbad« siehe das entsprechende Unterkapitel im Kapitel »Kurort Wilhelmshöhe« auf dieser Website sowie das Kapitel zu Gustav Henkel. * * * In dem rechts anschließenden, flacheren Gebäudeteil befand sich bis etwa 2010 eine seitdem bitter vermißte Postfiliale. Das Hotel Palmenbad befindet sich seit 2019 unter neuer Führung.
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Kurhausstraße 30 (Rasenallee 147), für Hofbaurat Knyrim um 1893 errichtet. Nach Kriegsschäden unter Vereinfachung von Dach und Giebeln wieder aufgebaut, um 1992 sehr schön renoviert – unter höchst löblicher Rekonstruktion von Dach und Giebeln. Links oben zunächst ein wunderbares Leonhardt-Winterbild mit Blick von der Straße An den Eichen auf die prächtige Villa Nr.30 und den Drusel-Grünzug. Am rechten Bildrand die Villa Mummy, Kurhausstraße 13 Das zweite Bild zeigt die Südseite der Nr.30, im Vordergrund die Rückseite des Herkulesbahn-Stationshauses (hier klicken für das Kapitel »Gustav Henkel«, dort auch Bilder des Stationshauses). Die Straßenbahn steht auf der Drusel-Brücke, deren hübsche Tuffstein-Konstruktion bis heute erhalten ist (und unter Denkmalschutz steht). Das dritte Bild ist ein Ausschnitt aus dem großen Luftbild (siehe »Lage, Anfänge, Überblick« oben auf dieser Seite). Schön zu sehen sind die Gartenanlagen der Nr.30. Bild 4: Blick aus dem Druselbach-Grünzug auf die quer verlaufende Kurhausstraße, aufgenommen vor dem 22.10.1943. Links verläuft die Brabanter Straße. Bild 5: Wo die Gartenanlagen der Nr.30 sich befunden hatten, wurde in den 1930er Jahren ein freundliches Haus gebaut, in dem lange Jahre der beliebte Blumenladen Schmalz residierte. Das Haus wurde ca.2010 abgerissen, an seiner Stelle wurden zwei banale »Stadtvillen« errichtet. Dabei wurde gegen das Baurecht verstoßen. Dazu zwei Links:
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Siehe auch die Kapitel »Herkulesbahn« sowie »Gustav Henkel«. |
Postkarte von ca.1910: Die Kurhausstraße in Blickrichtung der Villenkolonie, hinten quer die Hunrodstraße mit dem Verwaltungsgebäude des Henkelschen Elektrizitätswerks (mit Dachreiter, links, siehe »Kurort Wilhelmshöhe« / »Palmenbad«). Neben dem Verwaltungsgebäude, von links nach rechts: der spitze Turm der Steinhöferstraße 11; links vom Kopfschild der Straßenbahn der eckige Gartenseiten-Giebel der Lindenstraße 11, rechts davon die Gartenseite der Lindenstraße 7. Rechts, halb hinter der Straßenbahn: die Kurhausstraße 30. |
Nr.36–40 Das nebenstehende Bild zeigt ein Modellfoto der ausgeführten Planung des Architekten Ernst May. Links im Hintergrund die Kurhausstraße 30; die Kurhausstraße führt nach rechts. Hinter dem Hochhaus das Hotel »Palmenbad«. Auf dem Bild links die Hunrodstraße, im Vordergrund die Vogelsbergstraße (zu dieser siehe »Das Hessenviertel« im Kapitel »Stadtteil Wilhelmshöhe«). Im Erdgeschoß des Hochhauses war von Anfang an der Edeka-Markt, der auch heute, 2020, unverändert beliebt ist und das Viertel gut versorgt. |
Kurhausstraße 36-40 und Hunrodstraße 1, das Eck-Hochhaus zur Kurhausstraße. Das graue Haus in der linken oberen Ecke des folgenden Bildes ist die Kurhausstraße 30, hinter den Hochhaus ist das Hotel Palmenbad zu erkennen, Kurhausstraße 25.
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Nr.41
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Kurhausstraße 41 – Ehemaliges Mehrfamilienhaus, erbaut um 1890. Nach Eröffnung des angrenzenden Freibades wurde es die Gaststätte »Zum Neuen Bad«, lange Zeit unter der Adresse Rasenallee 46, siehe Postkarte links. Im »Führer durch Kassel und Wilhelmshöhe, herausgegeben vom Stadtverkehrsamt Kassel / Rathaus« von ca.1930 findet sich der Eintrag »z. Palmenbad. Restaurant. Inhaber J. Stiel.« Hier klicken für die Wilhelmshöhe Seiten in: Lührs gelbe Reise- und Städteführer. Band 12. Kassel und seine Ausflugsorte. Verlagsanstalt Rastede-Oldenburg, ca.1935. Eine Anzeige zum »Gasthaus u. Kaffee Grünewald« findet sich auf Seite 72.*MA * * * Gegenüber muß das Haus der Familie Plumpe gestanden haben. Friedrich Plumpe wurde unter dem Namen Friedrich Murnau einer der bedeutendsten Filmregisseure der Stummfilmzeit, siehe das Kapitel »Persönlichkeiten«. |
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Nr.50. Erhalten. Wer hat historische Bilder? |
Kurhausstraße 50: »Zur Straße giebelständige und symmetrisch gestaltete, verputzte Villa des Regierungsrates Kaiser aus der Zeit um 1928. Feine und sehr ausgewogene Proportionierung; der Architekt scheint dem Werk Schmitthenners nahe gestanden zu haben.«*17 |
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LindenstraßeSchloßteichstraße bis Hugo-Preuß-Straße; benannt nach den Linden, die die Straße zwischen Schloßteichstraße und Kurhausstraße einst säumten (siehe die Fotos bei der Lindenstraße 1). |
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* * * Das postkartengroße Büchlein »Residenzstadt Cassel-Wilhelmshöhe« von ca.1910 enthält 52 Seiten sowie ein beiliegendes 20seitiges Branchen-Register. Darin unter »Pensionen«: »Villa Waldeck, St. Woytynek, Lindenstr.1«.*MA Aus einem Fremdenverkehrsprospekt von ca.1934: »Villa Waldeck (Blankenburg), 5 Betten, 2.50 bis 3.– RM mit Frühstück, Pension von 4.50 bis 5.– RM.«*MA |
Lindenstraße 1 (zunächst Wilhelmshöhe 138 1/4, später Park-Straße 150) Das Haus hat seinen – in gotischer Schrift über die Tür gemalten – Namen »Villa Waldeck« weder vom Deck eines Walfang-Schiffes noch von Kurhessen-Waldeck, sondern daher, daß es bei seiner Errichtung an einer waldigen Ecke des Parkes stand. Die heutige Besitzerin schreibt zur Geschichte des Hauses: »Nach den mir vorliegenden Grundbuchkopien war ab 1892 (das müsste das Baujahr sein) Louise Scheurmann, Bankierswitwe (zuvor Museumsstraße), Eigentümerin des Hauses (Es gibt auch die Schreibweise Luise Scheuermann und Mischformen), ab 1919 Bernhard Blankenburg, Haarpfleger, und Ehefrau Ernestine (zuvor Ysenburgstraße / Geschäft Weserstraße). Von Ernestine (genannt Dina) Blankenburg ist mir mündlich überliefert, dass sie Fremdenzimmer vermietet hat, das ist aus den Adressbüchern nicht ersichtlich, aber sie taucht ja in dem Fremdenverkehrsprospekt auf. Offensichtlich konnte sie gut kochen, was auch die Prinzessin aus der Nachbarschaft (siehe Schlossteichstraße 15) zu schätzen wusste. Nach dem Tod von Dina Blankenburg 1954 wurde die Fremdenpension von ihrer Tochter Hertha Haupt wieder eröffnet, diese kam 1955 verwitwet aus Argentinien zurück, wohin sie zwischen den Weltkriegen ausgewandert war und mit ihrem Ehemann eine Hazienda bewirtschaftet hatte. Die Pension hat sie bis in die 70er Jahre geführt, ich kann mich noch gut daran erinnern. Sie lebte in einem Zimmer, im Wintergarten war ihre Küche eingerichtet. Ein Zimmer diente als Frühstücks- und Aufenthaltsraum, dort habe ich als Kind die argentinischen Erinnerungsstücke bestaunt, v.a. schwere bunt gewebte Wollstoffe, bestickte Wandbehänge und folkloristische Bilder. Die restlichen drei Zimmer der Wohnung wurden vermietet, seit Mitte der 70er Jahre dann fest an Personal des Burgfeldkrankenhauses. Die zweite Eigentümerin Elisabeth Blankenburg arbeitete als Sonderschullehrerin in Lohfelden, wohin sie nach dem Krieg jeden Tag zu Fuß hin und zurück lief, bis wieder öffentliche Verkehrsmittel fuhren. Jean Blankenburg führte im Haus eine Versicherungsagentur und war oft bei Winters in der Burgfeldstraße 1 zu finden, damals nicht nur Café, sondern auch Bierstube mit Stammtisch.« |
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Die Lindenstraße 2, die den Krieg überstanden hatte, wurde um 1960 abgerissen und durch ein Einfamilien- und ein Mehrfamilienhaus ersetzt. Der Besitzer und Abreißer soll das recht bald darauf bereut und sich ein historisches Nachbarhaus gekauft haben. Das obere Bild zeigt das Haus von der Schloßteichstraße aus, also mit Blick in Richtung Westen. / Das zweite Bild wurde aus dem Viktoria-Heim aufgenommen, und zwar aus dem Haus Schloßteichstraße 5 (zum Viktoriaheim gehörte damals auch die Burgfeldstraße 8). Es stammt aus dem Privatalbum eines »Heimchens« – siehe dazu den Eintrag zur Schloßteichstraße 5. / Das untere Bild wurde vom Grundstück Schloßteichstraße 4 aus in Richtung Norden aufgenommen; rechts oben sieht man Dachüberstand der Lindenstraße 1. Der auffällige Turm des Hauses Lindenstraße 2 ist auch auf Panorama-Aufnahmen (siehe dort) oder etwa auf dem Bild bei der Burgfeldstraße 10 leicht auszumachen, ebenso auf Aufnahmen im Schmidtmann-Album. |
![]() Nr.4, ca.1900, von Osten. Erhalten.*18 ![]() Nr.4, 1935, von Süden. Rechts die Nr.1.*MA ![]() Nr.4, 1975.*18 ![]() Nr.4, 1990.*18 |
Lindenstraße 4. »1901/02 nach Entwurf des Architekten Wilhelm Böttner für Direktor Schlue errichtete Villa. Im Zweiten Weltkrieg nur leicht beschädigt und in der Folgezeit baulich kaum verändert.«*17 Das Haus steht stilistisch zwischen Gründerzeit und Jugendstil. Der Fachwerk-Giebel mit Eckturm wurde wohl in den 20er Jahren mit Schindeln verschalt. Das Bild von 1975 zeigt einen reichlich heruntergekommenen Zustand mit hängendem Klappladen und Rissen im Putz. Das Haus kam Anfang der 80er in liebevolle Hände und ist für seine bemerkenswert schöne Renovierung auch der gut erhaltenen Innenräume und den von außen dezent wahrnehmbaren Ausbau (Architekt: Jochem Jourdan) mehrfach preisgekrönt worden – man sieht vor dem Haus, das durch seine blauen Klappläden, die mattgelben Putzflächen und die schönen Proportionen sehr anziehend wirkt, Passanten bewundernd innehalten. |
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Die Lindenstraße 7 war um 1910 noch die Pension Martelleur, beherbergte aber zur gleichen Zeit schon das Kindersanatorium Dr. Rohr. Hier klicken für das entsprechende Unterkapitel im Kapitel »Kurort Wilhelmshöhe«.
Lindenstraße 9: »Historistische Doppelhaushälfte mit deutlichen Jugendstilanklängen, bezogen zum 1.4.1906.«*17 |
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HNA vom 19.5.1979: »Denkmalschutz
– ein leeres Wort? /
Ein Stück Mulang soll Neubau weichen /
Ein kleines, wohlproportioniertes Wohnhaus mit gepflegtem, altem Baumbestand,
ein Stück Mulang, soll moderner Alltags-Eigentumswohnungs-Architektur
– Motto: Hohe Rendite aus kleinem Grundstück! – Platz
machen [...].
Ein Immobilienhändler hat die Parzelle erworben und möchte
das alte Gebäude abbrechen, umd statt bisher zwei Wohnparteien
künftig einem Dutzend zahlungskräftiger Kunden Eigentumswohnungen
zum Quadratmeterpreis von rund 5000 DM andienen zu können. [...]
Was bisher dazu zu lesen ist, rechtfertigt in keiner Weise den Anspruch,
»gute Architektur in außergewöhnlicher Lage« zu sein
[...].«
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Lindenstraße 11/13 (auf Postkarten gelegentlich »13–15« bezeichnet): »Doppelhaus der Jahrhundertwende. Möglicherweise errichtet von Bauunternehmer Rieck und bezogen zum 1.4.1906. Nr.11 nach Kriegseinwirkungen vereinfacht wieder aufgebaut, an Stelle des Mansardgeschosses 3.OG aufgebracht.«*17
Hier klicken für eine Anzeigen-Doppelseite aus »Führer duch Hessen, Waldeck und Oberwesergebiet«, herausgegeben vom Verkehrsverband für Hessen und Waldeck, 1929, mit einer Anzeige des Erholungsheims Margaretenhaus.*MA
Hier klicken für das Kapitel »Töchterheime«. |
Nr.12 – Sehr schön erhalten. Wer hat ein altes Foto? |
Lindenstraße 12: Ganz besonders schönes »gediegenes Landhaus, erbaut um 1923 mit klassizistischen Anklängen. Symmetrischer Putzbau mit scharriertem Betonsockel und aufgesetzer Eckquaderung. Traditionelle Gestaltung in An lehnung an Alt-Kasseler Bauten.«*17 |
Lindenstraße 19–25. Siehe auch die Aufnahme bei der Brabanter Straße 26. Oberes Bild: Luftbild, Ende der 30er Jahre. Die Häuser 19–25: (in der Mitte des Fotos), Löwenburgstraße 10 (rechts), Brabanter Straße 30 (»Haus Fernblick«, links oben). – Die Lindenstraße reichte bis Mitte der 30er Jahre nur bis zur Löwenburgstraße, erst danach wurde das Verbindungsstück zur Hugo-Preuß-Straße gebaut. An der Einmündung war einst ein großzügiger Platz geplant, der leider nicht zu Ausführung kam. Mittleres Bild: Luftbild, Ende der 30er Jahre. Ähnlicher Blick auf die Häuser (rechts unten), oben quer die Hugo-Preuß-Straße, links die Brabanter Straße. Unteres Bild: Lindenstraße 21. Aus einem Artikel in der HNA vom 18.10.1975: »Zeugnisse vergangener Architektengenerationen im Stadtbereich Mulang: [...] Häuser, die an die Bauhaus-Architekten erinnern [...].« – Es ist sehr wichtig, auch die Bebauungsphase der 1930er Jahre, die an meist auf hohem Niveau erfolgte (manchmal sogar auf höchstem, siehe Schloßteichstraße 4) als historisch ebenso bedeutsam anzusehen wie die historistischen Häuser der Anfangsphase. |
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(Nach oben zum Inhaltsverzeichnis.) | |
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Steinhöferstraße
Kurhausstraße bis Hugo-Preuß-Straße. Benannt nach Karl Steinhofer, 1747–1829, »Brunneninspektor« und Park-Architekt (er wird eigentlich mit »o« und nicht mit »ö« geschrieben, so auch auf seinem Grabmal auf dem Parkfriedhof Mulang). Die Steinhöferstraße hieß nach der ersten Benennung der Villenkolonie-Straßen um 1895 bis zur Eingemeindung 1906 »Landgrafenstraße«.
Siehe auch den Plan von 1938 am Anfang des Unterkapitels zur Löwenburgstraße, der den westlichen Teil der Steinhöferstraße zeigt. |
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Die Steinhöferstraße 1 gab es nie; das für diese Nummer reservierte Grundstück, einst der Nutzgarten der Steinhöferstraße 3 (siehe hierzu auch das Luftbild von 1960 bei »Kurhausstraße«), wurde mit dem Haus Kurhausstraße 12–14 bebaut. Die Steinhöferstraße 2 wurde etwa 1890 von Heinrich Schmidtmann für den Kaufmann Carl Meister erbaut. Auf den ersten Blick fällt auf, daß Dachgeschoß und Turmkrone nicht recht zu den beiden unteren Stockwerken passen wollen. Der Grund ist, daß der Bauherr erst bei Fertigstellung des Baus bis zur Dachkante aus den USA zurückkam und den Architekt dazu bewegte, das Haus verspielter und altertümlicher weiterzubauen; er hätte es gerne insgesamt im Stil der ersten Mulang-Villen gehabt. Das Haus hatte hangauf ein großes, parkähnliches Grundstück, das auf dem Foto zu erahnen ist. Nach einem Dachbrand im Krieg wurden Turm und alte Dachform nicht wieder hergestellt. Durch den ungewöhnlichen grottenartigen Unterbau des Hauses blieb es eine Besonderheit, war aber durch die Dachform entstellt und kam recht herunter. Im Jahr 2000 bekam das Haus nach Entwürfen des Architekten Jochem Jourdan einen neuen Aufsatz, der den Stilwechsel des ersten Bauzustandes widerspiegelt und dem Haus, das seinen Park und seinen Nutzgarten durch Verkauf und Bebauung eingebüßt hatte, villenartige Großzügigkeit zurückgab. |
(Siehe auch Doppelseite 9, Bild 1 des »Artillerie-Albums«.) |
Steinhöferstraße 3: Ein rotes Backsteinhaus von ca.1900. Vorübergehend war es zusammen mit den Häusern Steinhöferstraße 6 und Steinhöferstraße 11a Pension unter der Leitung von »West u. von Marschall«, so erwähnt in »Brunnemanns Reisehandbücher II. Führer durch Kassel Wilhelmshöhe und Umgebung« von 1910.*MA Mit den links zu sehenden Bildern erreichten mich 2010 folgende Zeilen von Bernhard Sträter: »Das Bild ›Steinhöferstrasse 3 bis März 1945‹ zeigt den Zustand und Aufbau des Hauses, bevor es in den letzten Kriegstagen des 2. Weltkrieges im Maerz 1945 ausgebrannt ist. Es muß eben vor März 1945 entstanden sein, aber wann genau und durch wen, ist uns leider nicht bekannt. Das Bild ›Steinhöferstrasse 3 März 1945 bis 50‹ zeigt das Haus als ausgebrannte Ruine. Bitte entschuldigen Sie die schlechte Qualität des Bildes, sie ist in der Vorlage nicht so besonders gut. Es muß in der Zeit nach dem Ausbrennen (März 1945) und vor dem Aufbau (ca.1950) entstanden sein, aber wie auch bei dem ersten Bild ist uns leider nicht bekannt, wann genau es entstanden ist, und wer es gemacht hat. Das Bild ›Steinhöferstrasse 3 heute‹ zeigt, wie es in den 1950er Jahren wieder aufgebaut wurde und heute noch steht. Dieses Bild ist aber auch schon wieder schätzungsweise 15 bis 20 Jahre alt, die Tannen vorm Haus sind inzwischen erheblich gewachsen.« * * * Mitteilung einer Mulang-Bewohnerin: »Schon vor dem Krieg gehörte das Haus Steinhöferstraße 3 dem Ehepaar Schimcke, das in der Wilhemsstraße ein Restaurant betrieb: Das erste Automaten-Restaurant in Kassel. Frau Schumacher, geb. Schimcke, betrieb es bis 1972 betrieben.« |
![]() Nr.5. Foto des abgerissenen Hauses aus der Denkmaltopographie Stadt Kassel III.*17 |
Steinhöferstraße 5: »1956 Erweiterung und Ausbau eines Gartenhauses zu einer Wohnung. 1958 Bau einer Doppelgarage. 1959 Neubau eines Bungalows als Einfamilienhaus mit Einlieger (Architekt Karlheinz Manz).«*17 – Wie solche Gartenhäuser aussahen: Siehe im Kapitel Kurort Wilhelmshöhe den Anfang des Teil-Kapitels »Goßmanns Natur-Heilanstalt«. Es handelte sich um einen sehr ansprechenden zeittypischen Bau, eines der jüngsten zur Villenkolonie passenden Häuser. – Ergänzung 2020: Der Bungalow ist abgerissen und durch ein wesentlich größeres Haus in – nun ja: ähnlichem Stil ersetzt. Dieser HNA-Beitrag vom 27.11.2014 handelt vom Abriß und Neubau. |
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Steinhöferstraße 6 (Landgrafen-Strasse 139 1/2), um 1890 errichtet, ein reizendes historistisches Spätgründerzeithaus mit Turm. 1898 war es laut Adreßbuch, um 1905 laut einem Fremdenführer die »Villa Hermine: Frl. Rüppel«, ebenso 1920 im »Reformführer mit Rundgangskizzen«. |
Man beachte im Garten die Nahl-Ringergruppe die zum »Ridinger Schloß« gehört hatte und ungefähr am selben Platz geblieben war, nur, daß der entsprechende Grundstücksteil der Steinhöferstraße 6a zugeschlagen wurde; siehe Löwenburgstraße 3. |
Steinhöferstraße 6a. Einst eines der schönen Häuser der Architekten Baecker und Sirrenberg (siehe Burgfeldstraße 15), erbaut wohl Ende der 1920er Jahre.
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Steinhöferstraße 7 (Landgrafen-Straße 145 1/2) »Löwenburgstraße 9[sic] Villa der Zeit um 1893 in Ecklage zur Steinhöferstraße. Nach Kriegsschäden 1947 Wiederaufbau der Architekten Baecker & Sirrenberg für den Kaufmann Walper«.*17 Das allseits so genannte »Salve«-Haus, wegen der auffälligen Inschrift über der Haustüre, ist ein nach 2000 vorzüglich renoviertes Spät-Gründerzeit/Früh-Jugendstil-Haus aus rotem Backstein, wohlversehen mit Wintergarten. Das Bild stammt von den Besitzern (zugesandt 2017). |
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Steinhöferstraße 8 (»Landgrafenstraße 135 3/4«) Das Haus war nach anfänglich privater Nutzung bald das »Töchterheim Mathildenhaus« der Mathilde-Zimmer-Stiftung. Es ist nach dem Krieg deutlich überbaut worden, aber die alte Form und viele Details sind auch heute noch gut erkennbar.
* * * Zum Thema »Töchterheime«: Hier klicken für eine Extra-Seite. |
Hier klicken für die Rückseite eines weiteren Exemplars der gleichen Karte, Textauszug: »... mitten am Tage eben aus dem Luftschutzkeller gekommen, sitzen wir gegenüber der zerstörten Bibliothek in einem Cafe und stärken uns. Alles ist prima ...« |
Ein eventueller kleinerer Vorgängerbau der großen Villa ist auf dem Villa-Mummy-Bauplatz-Bild am Anfang des Teilkapitels »Steinhöferstraße« zu sehen. Über die Funktion des Hauses im »Dritten Reich« gibt der Rückseitenaufdruck der in der Seitenspalte abgebildeten Postkarte Auskunft: »NSDAP. Gauleitung Kurhessen / NS.-Frauenschaft Gauschule Kassel«. Die ursprüngliche Nr.9 ist nicht erhalten: »1950 Anfrage zur Errichtung eines Doppelhauses an Stelle einer in Trümmern liegenden Villa. Aktennotiz der Baubehörde: ›Ruine wurde ohne Genehmigung bis zum EG abgetragen.‹ 1951 Antrag auf Wiederaufbau des Wohnhauses, Architekten Catta & Groth [siehe Schloßteichstraße 4] für W.Schäfer (Henschel & Sohn).«*17 Heute steht auf den Fundamenten des alten Hauses die genannte sehr hübsche 50er-Jahre-Villa mit zwei runden Fenstern rechts und links der Eingangstür. |
![]() Nr.10, ca.1910. Auf der Postkarte heißt sie »12«. Erhalten. Verdeckt, über das Dach lugend das Haupthaus der Wiederholdschen Kuranstalt.*MA |
Die Steinhöferstraße 10 (Landgrafen-Straße 145 7/8), eine schöne Neu-Renaissance-Historismus-Villa, »vermutlich um 1890 von dem Bäckermeister Landgrebe errichtet«*17, steht an einer ungeteerten Verbindungsstraße zwischen Steinhöfer- und Mulangstraße. Die umzäunte Dachterrasse ist seltener- und erfreulicherweise auch noch da – das Metall solcher Geländer und auch von schönen Gartenzäunen wurde in den Kriegen oft eingesammelt und eingeschmolzen. Auf der untersten Postkarte beim Eintrag zu Steinhöferstraße 8 ist das Haus ebenfalls (rechts hinten) gut zu sehen. Eine weitere Ansicht von ca. 1900 findet sich auf der Doppelseite 9, Bild 2 im »Artillerie-Album«. |
Eine weitere Ansicht findet sich auf der Doppelseite 9, Bild 2 im »Artillerie-Album«. |
Die Steinhöferstraße 11 war als »Villa Heinrich« in wunderbar verspieltem
Cottage-Stil errichtet worden, diente als Fremdenheim und hieß später »Haus Breiding«. Eine Fraktur-Inschrift
von ca.1900 auf dem erhaltenen Sockel des Hauses lautet: »Villa
Landgrebe«; gewiß mit dem Erbauer des Hauses Nr.10 in Verbindung stehend. Ein Haus mit vielen Namen. Pensionsbetrieb: siehe auch Steinhöferstraße 3. Hier klicken für eine Anzeigen-Doppelseite aus »Führer duch Hessen, Waldeck und Oberwesergebiet«, herausgegeben vom Verkehrsverband für Hessen und Waldeck, 1929, mit »Fremdenheime Sust«-Anzeigen Haus Sust (Siebertweg 6) und Villa Heinrich.*MA Aus einem Fremdenverkehrsprospekt von ca.1934: »22 Betten, Zimmer m. Frühstück 2.50 bis 4.50 RM, Pension 4.50 bis 6.– Reichsmark.«*MA
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![]() Nr.11a, ca.1910. Nicht erhalten.*MA |
Steinhöferstraße 11a (Landgrafen-Straße 134 7/8): »Fiedler, Elisab., Fremdenpension, Steinhöferstraße 11a, Villa Fiedler« (Adressbuch von Cassel (Jg.73.1906)), siehe auch Steinhöferstraße 3. |
Steinhöferstraße 14
* * * Drei Bilder aus einem umfangreichen Prospekt von ca.1905. Auf dem oberen sieht man im Hintergrund Gebäude der Wiederholdschen Kuranstalt. / Auf dem mittleren ein Fensterblick aus dem »Musikzimmer I« auf die Villa Steinhöferstraße 11. / Und schließlich die Badewanne des Hauses.*7 * * *
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Das prächtige Haus mit der einstigen Adresse Steinhöferstraße 14 (Landgrafen-Straße 136 1/4) war eine historistische Schweizer-Stil-Villa an der Ecke zur heutigen Hugo-Preuß-Straße. Das Haus, eines der ältesten der Villenkolonie Mulang, wurde 1901 zur »Pension Villa Hedwig« und zum »Töchterpensionat Dietz, Villa Angelika«. Es ist auf vielen Panorama-Aufnahmen auf dieser Website an seinem markanten Turm gut zu erkennen.
Zum Kapitel »Töchterheime«: Hier klicken. * * * Das Haus wurde offenbar 1968 oder kurz danach abgebrochen. Heute steht dort eine Wohnanlage von 1969; Adresse: Hugo-Preuß-Straße 5. |
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Steinhöferstraße 15 (Landgrafenstraße 152) Das Haus wird auf der Siebert-Karte der ersten Einwohner Mulangs (oben auf dieser Seite, beim Unterkapitel »Vier frühe Texte«) mit dem Namen »Brandau« bezeichnet.
Im Stadtarchiv Kassel befindet sich ein Bericht von Herrn Werner Herwig zum Abriß der Villa (siehe die beiden Bilder links): »In den Jahren 1937 bis 1939 machte ich eine Maurerlehre bei der Firma ›Gieseke und Hasper‹, Emmerichstraße, Kassel. |
(Nach oben zum Inhaltsverzeichnis.) | |
![]() Löwenburgstraße, 1905. Ganz links der Garten der Nr.6 (mit Kanone), dahinter eine Ecke der Nr.4, rechts davon der Fachwerkgiebel der Nr.1 (Café Mulang), gefolgt vom stolzen »Ridinger Schloß« samt hohem Turm. Der Turm im Hintergrund daneben: Steinhöferstraße 6. Das Haus mit Turm ganz rechts: wohl die Steinhöferstraße 4.*MA |
LöwenburgstraßeMulangstraße bis Lindenstraße; benannt nach der Löwenburg im Park Wilhelmshöhe. Nach der Vergabe von Straßennamen um 1895 hieß die Straße für etwa zehn Jahre »Bismarckstraße«. |
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Nr.1 (Moulang-Straße 140 5/8, auch Bismarckstraße 140 5/8) war das überaus beliebte »Café Mulang« von Wilhelm Ledderhose (1863–1933), der einer alteingesessenen Wahlershäuser Familie entstammte. Dieses legendäre Haus, errichtet im Cottage-Stil, wurde am 19. Januar 1945 bei einem Bombenangriff zerstört. Der »Oberleddschen«, wie der Volksmund
den in Wahlershausen geborenen Wirt nannte, hatte auch die Fischpacht
von Lac und Fontänenteich inne. So konnte er werben: »Hotel
Ridinger Schloß, Wilhelmshöhe, anerk. gut. Pens., Tägl.
lebende Forellen, eig. Fischerei, Bes.: W. Ledderhose, Kgl. Hofl.«
In »Die Woche«, Nummer 47 vom 18. November 1916 sind auf Seite 1662 einige
Eberth-Fotos vom Abfischen der Teiche ohne weiteren Kommentar wiedergegeben
(auf das Bild klicken für ein Fenster mit der ganzen Seite): * * * Im Juni 1922 wurde in Kassel der Jérôme-Film »Napoleons kleiner Bruder« gedreht. Die Filmleute wohnten im Schloßhotel, hielten sich aber bevorzugt bei Ledderhose auf: Regisseur Georg Jacoby und die Schauspieler Marlene Dietrich, Harry Liedtke, Käthe Dorsch und Jakob Tiedtke. Hier klicken für einen Beitrag von Wolfgang Hermsdorff mit Einzelheiten aus der Zeit der Dreharbeiten.*16 »Im selben Jahr – im September 1922 – saß Joachim Ringelnatz (anläßlich eines Gastspiels in der »Perle«) bei Ledderhose, trank ein Glas Wein nach dem anderen und dichtete: »Ich brauchte mindestens zwei Flöhe / für einen Reim auf Wilhelmshöhe.«*9
* * * Die Löwenburgstraße 3 (Bismarck-Straße 139 3/4), das »Ridinger Schloß« ist samt Aussichtsturm bestens erhalten. »Große historistische Villa, nach der Datierung der Wetterfahne 1884 erbaut. Nach Hinz/Tacke war der Kunstgärtner, Landwirt und Antiquitätenhändler Heinrich Schüßler (vgl. Löwenburgstraße 6) der Bauherr, wofür auch die Maueranker in Form der Initialen ›HS‹ sprächen. Erster in den Adressbüchern nachweisbarer Besitzer des ›Ridinger Schlosses‹ war 1889 der Justizrat Dr. Oskar Stickel. Ende 1895 gelangte das Haus in den Besitz des Gastwirtes Wilhelm Ledderhose (Café Mulang, ehemals Löwenburgstraße 1) und wurde über Jahre als Hotel genutzt.«*17 Ein Werbetext des Hotels von ca.1905 lautet: »Unmittelbar am Kgl. Park und den Wasserkünsten gelegen, neue und comfortabel eingerichtete Fremdenzimmer, zwei große schöne Gärten. Im Ridinger Schlosse befinden sich Konversations-, Lese-, Rauch- und Spielzimmer, Bäder. Elektrische Beleuchtung. Mäßiger Pensionspreis. On parle français. English spoken.« – Aus einem Fremdenverkehrsprospekt von ca.1934: »Pension von 4,– RM an, vorzüglicher Mittagstisch, Speisen zu jeder Tageszeit, Spezialität lebende Forellen.«*MA Das »Ridinger Schloß« soll nach Georg Ridinger (1568–1616) benannt sein, einem in Straßburg geborenen Baumeister, der unter anderem das Aschaffenburger Schloß schuf. Das Ridinger Schloß hat bis heute ein Portal, das aus dem Jahr 1647 (nach anderen Quellen: 1657) stammt und einem Renaissance-Bau der damals noch nicht untergegangen Kasseler Altstadt (Mühlengasse 26) entnommen worden war (*16). Richtig plausibel ist diese Herleitung des Namens freilich nicht. Aber:
Im Garten der Nr.3 stand eine Ringergruppe von Johann August Nahl dem Älteren (1710–1781), dem bedeutenden Rokoko-Bildhauer, der speziell in Kassel vieles schuf, so auch Zier-Elemente des Chinesischen Dorfes Mou-lang. Diese Ringergruppe stand ab 1770 in der Nähe des alten Stadtschlosses. So könnte der Name »Ridinger Schloß« eine Verballhornung des Namens »Ringerschloß« sein. Der Teil des Grundstückes, auf dem die Skulptur stand, wurde später der Steinhöferstraße 6a zugeschlagen, die Skulptur wurde auf einem flacheren Sockel auf diesem Grundstück aufgestellt. Die Ringer sind beschädigt erhalten und ringen in einem Stadtmuseums-Depot mit dem Zahn der Zeit: * * * Das Ridinger Schloß war offenbar bevorzugter Aufenthaltsort, vielleicht auch gelegentlicher Wohnort des Mannes, der das »Artillerie-Album« hinterlassen hat, ein Notizbuch mit Fotos aus dem Alltag in der Artillerie-Kaserne neben dem Schloß Wilhelmshöhe. Vier Fotos aus dem Artillerie-Album:
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Auf zwei Fotos habe ich ein Haus gefunden, das wohl die Löwenburgstraße 1a ist: eine Villa mit Turm, der nach jeder Seite drei schmale Fenster hatte. Das heutige Haus steht offenbar auf dem Fundament des alten.
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Löwenburgstraße 2 Ein Foto aus dem »Artillerie-Album«. Es ist vom Hotel »Ridinger Schloß« aus nach Westen aufgenommen. Links die Villa Hedwig, STeinhöferstraße 14 (mit hohem Turm); direkt hinter der Löwenburgstraße 2 die Steinhöferstraße 10. Am Saum des Habichtswaldes hinten sind Häuser der Wiederholdschen Kuranstalt zu erkennen, links das Haus Anthoniweg 10. |
Löwenburgstraße 2 (Bismarckstraße 145 3/8)
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Löwenburgstraße 6: »Eklektizistische Villa, erbaut 1891 (nach Hinz/Tacke) in einem der Löwenburg nachempfundenen pseudomittelalterlichen Stil. Bauherr des anfangs nicht durchgehend bewohnten Gebäudes war angeblich der Kunstgärtner und Antiquitätenhändler Heinrich Schüßler (vgl. Löwenburgstraße 3), in dessen Besitz es sich jedenfalls um 1906 befand (Hinweis: die im Dehio genannte Zuschreibung an Georg Kegel beruht auf einem Übertragungsfehler).«*17 Das hochamüsante, vieltürmiges Haus wird die »Kleine Löwenburg« genannt. Gitter an dem vieltürmigen Haus sind durch gekreuzte Hellebarden gebildet, Wandmalereien mit Rittermotiven vervollständigen das Bild liebenswürdiger, grotesker Architektur des Späthistorismus. (Auch auf der Postkarte am Anfang des Teilkapitels Steinhöferstraße ist die Kleine Löwenburg schön zu sehen, bei einem Foto der Nr.8 immerhin eine Ecke derselben.) |
Nr.9. Erhalten. Wer hat alte Bilder? | Löwenburgstraße 9: »Villa der Zeit um 1893 in Ecklage zur Steinhöferstraße. Nach Kriegsschäden 1947 Wiederaufbau der Architekten Baecker & Sirrenberg für den Kaufmann Walper«.*17 |
Löwenburgstraße 10, Ecke Lindenstraße (Landgrafen-Straße 145 3/4). »Repräsentative Neorenaissance-Villa. Bauherr war der Bankier Sichel um 1892.«*17 Das Haus wurde sehr bald zum Töchterheim. Die Betreiberinnen waren zwischen 1895 und 1905 Frida und Julie Dohm, »Pension-Vorsteherinnen«. Das Adreßbuch von 1906 nennt als Betreiberinnen Julie und Frieda Klug (Vornamensgleichheit mit den Vorgängerinnen offenbar zufällig), die aus der Löwenburgstraße 2 hierher umzogen und den Namen »Villa Felicitas« mitbrachten. (Zum Thema »Töchterheime«: Hier klicken für eine Extra-Seite) |
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(Nach oben zum Inhaltsverzeichnis.) | |
![]() Postkarte von ca.1935: Die Brabanter Straße reicht von rechts unten (wo die Wigandstraße zwischen dichten Baumreihen den Drusel-Grünzug quert) bis nach ganz links, Mitte des Bildes, wo sie auf die Hugo-Preuß-Straße trifft.*MA |
Brabanter
Straße Wigandstraße bis Hugo-Preuß-Straße; benannt nach dem Hause der Herzöge von Brabant, dem Stammhaus der hessischen Fürsten, welches »hier Besitzungen hatte«, wie im Adreßbuch von 1916 steht. Bis ca. 1915 hieß die Straße »Kurvenstraße« oder auch »Curvenstraße«. |
![]() Ca.1910: Die Ecke Brabanter Straße / Wigandstraße. Seite 52 eines Geschenkalbums der Schmidt’schen Heißdampfgesellschaft mit Kasselbildern.*MA – Siehe auch das Bild bei Burgfeldstraße 21. |
Der Druselbach-Grünzug auf der südlichen Seite der Brabanter Straße war von Anfang an zur Abgrenzung der Villenkolonie gedacht und sollte nicht bebaut werden (mit Ausnahme von utopischen Kurbad-Planungen). Das ist bis heute so geblieben, aber der Bebauungsdruck nimmt zu. Das Bild zeigt die Einmündung der Brabanter Straße (nach links oben führend) in die Wigandstraße (die Allee im Vordergrund). |
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Straßenbahn-Haltestelle Wigandstraße, Blick auf die Brabanter Straße. Oben: Eines der kostbaren Privatphotos aus dem Album der Familie Greger. Das große Haus rechts ist wieder die Wigandstraße 16, daneben sieht man das mächtige Dach der Klinik Dr.Greger in der Burgfeldstraße 17. Das untere Bild zeigt den selben Blick. |
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Nach Unterlagen, die mir eine Brabanter-Straßen-Bewohnerin gegeben hat: »Originalzustand ›Haus Weicke‹ 1926, Bauherr: Generalmajor Weicke. Architekten: Alfons Baecker und Fritz Sirrenberg. 1953 Wiederherstellung und Ausbau des Dachgeschosses nach Kriegseinwirkung (Brandbomben!) [mit Satteldach] / 1968 Sanierung und Neubau einer Garage mit Freisitz. Bauherr: Prof.Dr. H.Nagell, Architekt: Helmut Witte / 1980 An- und Umbau des Wohnhauses [zur Brabanter Straße hin giebelständiges Zwerchhaus links {wenn man das so nennt}, senkrechte dunkle Holz-Strukturelemente] sowie Entfernung der Anbauten des Jahres 1968 (der Garage und des Freisitzes). Bauherrin: Margarete Nagell, Architekten: Lothar Martin, Wolfgang Abt« |
![]() Nr.8, um 1960. Perfekt erhalten. Die häßliche Garage rechts wurde abgerissen. |
Brabanter Straße 8, ein sehr schönes und gut erhaltenes Haus von 1927. »Repräsentative zweigeschossige Villa des Marine-Oberbaurats a.D. Otto Engel, der hier 1927 einzog. Gestaltet unter Verwendung von expressiven Art déco-Elementen«.*17 |
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Das Haus Brabanter Straße 12 sowie das nebenstehende Eckhaus Kurhausstraße 17 waren Bauten der Architekten Baecker und Sirrenberg, die in den 1920er und 30er Jahren sowie nach dem Krieg zahlreiche Häuser in der Villenkolonie errichtet haben.
Das schöne Baecker-und-Sirrenberg-Haus, von dem Baupläne demnächst hier veröffentlicht werden, wurde 2005 abgerissen und hat einem Gebäude Platz gemacht, das sogar unter den berüchtigten »Stadtvillen« ein Negativ-Beispiel darstellt (Prospekt-PDF im Mulang-Archiv vorhanden, Abteilung »Kuriosa«). |
![]() 1930: Panorama-Aufnahme.*MA – Die beiden auffallenden kirchenähnlichen Türme im linken Bildteil sind: ganz links Steinhöferstraße 14, weiter rechts Steinhöferstraße 11. ![]() 1939: Winter-Panorama.*MA |
Zwei Montagen aus je zwei Privatfotos vom Frühjahr 1930 und Winter 1939. Die Brabanter Straße oberhalb der Kurhausstraße. Die Bilder wurden von einem Haus in der Hunrodstraße aufgenommen, das etwa da steht, wo vorher das Henschelsche Elektrizitätswerk stand (siehe »Kurort und Bad« / »Palmenbad«). Die Villen sind auf dem ersten Bild gerade frisch fertig bzw., links, im Bau. Auf beiden Bildmontagen sieht man eine Straßenbahn der damaligen Linie 5 (heute fährt hier die 4, die bis 2008 »3« hieß, wie es sich gehört – wo bleibt der Heimatminister, wenn man ihn braucht?). Rechts sind jeweils Gebäude der Kurhausstraße zu erkennen, die Häuserreihe hinter der Brabanter Straße ist, wie zu erwarten, die Lindenstraße. |
![]() Ca.1930: Der mittlere Teil der Brabanter Straße.*12 |
Brabanter Straße 14–20, Luftaufnahme von ca.1940: Brabanter Straße (links unten), Kurhausstraße (rechts nach hinten), Lindenstraße (hinten quer). Die Stadt Kassel hat die Schutzwürdigkeit dieser 30er-Jahre-Villen bis heute offenbar nicht recht erkannt. |
Luftaufnahmen von ca.1960: Brabanter Straße (links), Lindenstraße (rechts) und Hugo-Preuß-Straße (oben). In der Mitte jeweils das »Haus Fernblick«, Brabanter Straße 30.
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![]() Nr.30, ca.1930. Erhalten.*MA ![]() Nr.30. »Hotel Restaurant ›Haus Fernblick‹ / Inh. M. Oetzel / Erstklassige Zimmer mit fließendem Wasser – Garagen«.*MA |
Brabanter Straße 30, 1924 fertiggestellt, war 1935 das »Haus Fernblick, Inhaber: Marie Oetzel«. Die zum Zeitpunkt des Baus exponierte Lage dieses Hauses samt großem Garten ist auch auf dem Kur-Prospekt ganz oben auf dieser Seite gut zu sehen. Das Haus ist erhalten; das einst großzügige Grundstück wurde, teils recht unglücklich, bebaut. Aus einem Fremdenverkehrsprospekt von ca.1934: »Erstklassiges Haus in bester Lage, Bad, flW., Gar., Kaffee-Konditorei-Restaurant.«*MA |
Nr.30 |
Brabanter Straße 30a, Bau der Architekten Baecker und Sirrenberg für Frau Hedwig Gähme, laut der Liste »Aufstellung der Bauten 1968« (hier klicken für das 2seitige PDF) errichtet auf dem Grundstück des Hauses Nr.30, welches bis dahin weit zurückgesetzt stand und auf die Straße herabblickte. |
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Nr.38: »Historistisches Landhaus mit Jugenstil-Anklängen, erbaut um 1907 von der Firma Schmidtmann & Sohn.«*17 – Das Haus ist seit 2020 ein »Co-working-Raum«, hier ein Link auf die Website; hier ein Link auf einen HNA-Beitrag. – Der hangauf, zur Hugo-Preuß-Straße gelegene frühere Garten des herrlichen Hauses ist in den 2010er Jahren mit einer unschönen »Stadtvilla« zugestellt worden. Die Brabanter Straße 36 erfreut sich weiterhin des Daseins, wenn auch ohne Kuppel, Wintergarten und Fensterläden. Kann ja wieder werden. Auf der Luftaufnahme (von etwa 1960?) sieht man ganz links die Nr.47 (heute Waldorfschule), rechts anschließend die Nummern 38 und 36. * * *
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Die Bilder zeigen das obere, also südwestliche Ende der Brabanter Straße an der Einmündung in die Hugo-Preuß-Straße. Das zweite Bild links zeigt das schön erhaltene Haus Brabanter Straße 38, gegenüber steht noch nicht die heutige Waldorfschule, die Nr.47. Rechts im Hintergrund die Hunrodstraße mit dem auffällige Schornstein des Henkelschen Elektrizitätswerks, das die Villenkolonie und die Herkulesbahn mit Strom versorgte und dessen Abwärme das Palmenbad heizte. Auf dem dritten Bild ist die Villa Brabanter Straße 47 zu sehen: »1914 bezogene Villa des Offiziers von Rogister. Ab 1948 Sitz der seit 1930 in Kassel bestehenden Freien Waldorfschule.«*17 – Siehe dazu auch das Foto am Ende des Unterkapitel »Brabanter Straße«. Links unten: Ein Winterblick die Brabanter Straße hinunter.
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Hugo-Preuß-Straße
Siehe auch den Plan von 1938 am Anfang des Unterkapitels zur Löwenburgstraße, der den nördlichen Teil der Hugo-Preuß-Straße zeigt. |
![]() Nr.2/2a, ca.1910, Ansicht von Norden.*MA |
Das Haus Hugo-Preuß-Straße 2/2a (Moulang-Straße 131 1/2) ist gehört heute zur CVJM-Hochschule, vorher war es das Evangelische Fröbelseminar. Erbaut wurde das große Eckhaus, das viel umgebaut wurde, als Bestandteil der Wiederholdschen Kuranstalt. Viele Bilder und die Geschichte der ganzen Häusergruppe: siehe das Kapitel »Kurort Wilhelmshöhe«, Unterkapitel: »Reichel / Dr.Wiederhold / Dr.Rohrbach«. |
![]() Nr.4, ca.1930. Erhalten.*MA |
Hugo-Preuß-Straße 4: Ein ansprechendes Haus wohl vom Ende der 20er / Anfang der 30er Jahre. Auf der Luftaufnahme ganz am Ende des Teils »Brabanter Straße« ist es recht gut an seinem halbrunden Erker zu erkennen (und hat schon sein Nachbarhaus Nr.6). |
Hugo-Preuß-Straße 5: Siehe Steinhöferstraße 14. |
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Das Grundstück Nr.9 blieb bis in die späten 1980er Jahre unbebaut. Eine – ganz gewiß fiktive, also nicht für die Ausführung vorgesehene – Studentenarbeit aus dem Wintersemester 1950/51 liegt im Mulang-Archiv: »Entwurf zu einem Arzthaus in Kassel-Wilhelmshöhe«. Der Name des Studenten ist wohl »Hecker«. |
Nr.18 Die auf der nebenstehenden Karte aufgedruckte Hausnummer 16 ist heute die Adresse des »zweigeschossigen Landhauses der Fürstin von Solms aus der Zeit um 1920/25«*17, von dem mir leider bisher keine alten Fotos oder Dokumente bekannt sind – leider, denn die Hugo-Preuß-Straße 16 ist eines der schönsten Häuser in Mulang. |
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Die Nr.20 ist ein Haus des Kasseler Architekten Paul Bode, Bruder des Documenta-Gründers Arnold Bode. Beim Klicken auf das Bild öffnet sich eine Doppelseite über dieses Haus aus: Klara Trost: »Das Haus am Hang«. Bauwelt-Sonderheft 40. Frankfurt a.M. / Berlin: Ullstein Fachverlag, o.J. (1959), 24 S.*MA Auf S.8 des Heftes wird ein »Haus auf der Höhe bei Kassel« beschrieben, »an einem Osthang in freier Lage nahe am Eingang zum Park Wilhelmshöhe«. Hier klicken. Wo steht oder stand es, wer weiß es? |
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In der Hugo-Preuß-Straße 21, im »Haus Heimgarten«, wohnte der Kinderarzt Dr. Felix Blumenfeld (1873-1942). Siehe das Kapitel »Persönlichkeiten«.
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Auf einem Foto im Kapitel »Kurort Wilhelmshöhe«, Unterkapitel »Kurhotel / Luisenhaus«, sieht man das |
Hugo-Preuß-Straße 40 – »Fürstenstraße 20, Haus Abendfriede« (Aufdruck auf einer Postkarte mit identischem Motiv des obersten Bildes links). »Parkartiges Areal in Randlage zum Bergpark mit unterschiedlich alten Bauten, heute zum Sitz des CVJM gehörend. Repräsentativer Altbau Villa Abendfrieden: Hoher und großvolumiger Massivbau über geländebedingt hohem Sockel. Neorenaissance- und Jugendstilanklänge. [...] Inschriftplatte an der westlichen Giebelseite: ›Villa Abendfrieden erbaut 1907‹. [...] 1950 wurde durch den damaligen Eigentümer, dem Hess. Siechenhaus Hofgeismar, ein in Kubatur angepasster Anbau an der Nordseite erstellt, zweigeschossig mit Hochkeller und ausgebautem Dach mit Wohnräumen für Angestellte. 1974 Erweiterung zum CVJM-Internat.«*17
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![]() Nr.44, ca.1935.*12 |
Hugo-Preuß-Straße 44: »Gediegen-repräsentative Villa aus der Zeit um 1930.«*17 |
![]() Nr.52–56, 1935. »Straßenbahn-Endhaltestelle Druseltal. Nr.5«.*MA |
Hugo-Preuß-Straße 52,54,56: »Dreiteilige, aufwendig gestaltete Reihenvilla, bezogen 1913, errichtet unter Beteiligung des Maurermeisters Rennert.«*17 Das nebenstehende Bild stammt aus dem Privatalbum eines »Heimchens« im Haus Paretz, einem Nebenhaus des Luisenhauses der Mathilde-Zimmer-Stiftung. Dieses letztere wiederum war einst das prächtige »Kurhotel Wilhelmshöhe«, hier klicken für das entsprechende Unterkapitel dieser Website. |
![]() 1927: »Endstation Fürstenstraße«, »Fahrtrichtung«.*MA |
Die Endhaltestelle der Straßenbahn in der Zeit, als die Hugo-Preuß-Straße noch »Fürstenstraße hieß«, vor dem Bau der Wendeschleife Druseltalstraße. |
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![]() 1899: Das Panorama der »Kuranstalt Dr. Wiederhold« zeigt links oben drei Häuser des heutigen Anthoniwegs: v.l.n.r: Die heutige Nr.10 (erhalten) / die Nr.12 (im Krieg zerstört, heute steht dort ein schmuckloser Nachfolgebau) / sowie die Nr.14 (erhalten, später Forsthaus, heute Privathaus.). Daneben, etwas abgesetzt, die einstige »Villa Dr. Schmidt«, siehe den folgenden Eintrag.*24 |
Anthoniweg Der Anthoniweg ist auf einigen Luftaufnahmen in den Kapiteln »Brabanter Straße« und »Hugo-Preuß-Straße« zu sehen. Siehe auch den Plan von 1938 am Anfang des Unterkapitels zur Löwenburgstraße. |
![]() Ca.1875: Der »Gasthof Schweizerhaus«, erbaut als Kurheim von Dr. Schmidt ca.1867, ganz am oberen Ende der heutigen Mulangstraße, auf dem Weg zur Einmündung des Anthoniweges.*14 |
Das älteste Haus der heutigen Villenkolonie: Die Villa des kurfürstlichen Leibmedikus’ Dr. Justus Schmidt, erbaut 1867, die er auch als Kurheim nutzte. Das Haus wurde 1877 Teil der Kuranstalt Dr. Wiederhold und ging 1920 in den Besitz Dr. Wilhelm Rohrbachs über (siehe hierzu die entsprechenden Unterkapitel im Kapitel »Kurort Wilhelmshöhe«; dort zahlreiche weitere Bilder, auch vom »Schweizerhaus«). Das Bild links trägt auf der Rückseite den handschriftlichen Vermerk: »Gasthof Schweizerhaus, abgebrannt 8.5.1900.« Ein weiterer Hinweis auf eine Zerstörung findet sich nicht. Das Haus wurde wieder aufgebaut, aber im Zweiten Weltkrieg abermals beschädigt und alsbald abgerissen. Heute stehen an seiner Stelle irgendwelche Neubauten. |
Nr.10 (Bild siehe oben, neben der Beschreibung des Anthoniwegs)
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Anthoniweg 10: »Teil der ältesten Bebauung des Villenviertels, um 1885 direkt am Waldrand errichtet und spätestens 1897 als ›Villa Waldeck 1‹ Teil der Wiederholdschen Kuranstalt.«*17 Ein Rotziegelbau von ca.1895 in bester Erhaltung auf einem wunderbaren Grundstück.
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Nr.14 (Bild siehe oben, neben der Beschreibung des Anthoniwegs) | Anthoniweg 14: Ein sehr gut erhaltener Bau von ca.1890 mit vielen schönen Details. Das Haus war zu Zeiten der jeweiligen Heil- und Kuranstalten das private Wohnhaus der Familie Dr. Moritz Wiederholds und später Dr. Wilhelm Rohrbachs. Es beherbergte bis in die 2000er Jahre das Forstamt Kassel von »Hessen-Forst« und ist seitdem ein Privathaus, auf dem großen Grundstück ward ein – zeittypisches Haus errichtet. |
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Gastlichkeit in Mulang
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Eine möglichst voll-, unweigerlich aber unvollständige Liste der Hotels, Pensionen, Pensionate, Restaurants, Gästehäuser und Sanatorien in Mulang Aus den im Kapitel »Was ist eine Villenkolonie?« beschriebenen Gründen wurden auch andere Häuser zeitweilig für zahlende Gäste geöffnet. (* = wird noch betrieben)
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Siehe auch das Unterkapitel »das Außenkommando Druseltal« im Kapitel »Stadtteil Wilhelmshöhe«.
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Die Außenstelle des KZ Buchenwald in Mulang
Von Waldeck ließ von Zwangsarbeitern ab Sommer
1943 zwei Baracken oberhalb des Anthoniwegs, am sogenannten
»Panoramaweg«, planen und errichten. Diese Baracken
stehen heute noch. Sie wurden nach dem Krieg von der Massageschule
Dr. Wilhelm Rohrbach benutzt – und bis heute von einem Planungsbüro. |
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Unbekannte Häuser |
Bitte um Hilfe bei der Identifizierung. * * *
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Im Mulang-Archiv vorhanden: Neumeister & Häberle, Karlsruhe: Neu-Bauten. 1894–1900. |
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Dank an
*MA Mulang-Archiv: Friedrich Forssman und Cornelia Feyll *1 Heinrich Schmidtmann: Erinnerungsbilder, Kassel 1910. Ein Nachdruck weiter Teile dieses Textes, ergänzt um viele Fotos: Karl-Hermann Wegner (Hg.): Heinrich Schmidtmann, Erinnerungsbilder, Kassel 1993. *3 Familienarchiv Greger *4 Familienarchiv Siebert *5 Bürgerverein Wilhelmshöhe/Wahlershausen (Hg.): Historische Fotografien aus Wilhelmshöhe/Wahlershausen, Kassel 1986 *6 Stadtarchiv Kassel *7 Sammlung Rolf Lang, Niestetal *8 Familienarchiv Amberg *9 Wolfgang Hermsdorff: Kassel 1900 bis heute, 3.Aufl., Kassel 1961 *10 Ralf Zumpfe, Karin Schrader, Carsten Thiemann: Architekturführer Kassel 1900–1999, Kassel 1997 *11 Paul Heidelbach: Die Geschichte der Wilhelmshöhe, Leipzig 1909 *12 Stadtmuseum Kassel *13 Magistrat der Stadt Kassel (Hg.): Neues Leben in alten Stadtteilen, Informationsschrift über Modernisierung für die Bürger der Stadt Kassel, 2/1977. *14 UniversitätsBibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel *15 Familienarchiv Bornhütter *16 Wolfgang Hermsdorff, Ein Blick zurück, Reproduktion der HNA-Serie, zusammeng. m. Registern und Quellenverz. v. Hiltgunde Thiele, Kassel 1992. *17 Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Brigitte Warlich-Schenk (Hg.): Kulturdenkmäler in Hessen, Stadt Kassel III, Stuttgart 2008 *18 Familienarchiv Berlipp *19 Familienarchiv Obermüller *20 Familienarchiv Kramer *21 Familienarchiv Djukic *23 Familienarchiv Lamprecht *24 Familienarchiv Evamarie Junginger-Rohrbach *25 Archiv Yannick Philipp Schwarz, Kassel *27 Sammlung Kuhne, Fulda *28 Nachlaß Tilman Störmer; Dank an Gerd Fenner, Kassel *29 Heinrich Brunner *30 Museumslandschaft Hessen Kassel / Graphische Sammlung (Foto: G21881) *31 Familienarchiv Bärtschi/Lepke *32 Martin Straube *33 Ursula Henkel *34 Gabriele Weltermann *35 Klaus-Peter Wieddekind *36 Peter Neumann *37 Werner Graßmann *38 Familienarchiv Gnädinger *39 Familienarchiv Kraft/Baecker *40 Sammlung Dieter Rüsseler |
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